In Altbauten, gerne in Jahrhundertwendehäusern, sind die Kanten zwischen Wand und Decke regelmäßig profiliert oder einfacherer als Hohlkehle ausgeführt. Da uns die Decke auf den Kopf gefallen war – im wahrsten Sinnen des Wortes – wollten wir auch diese Rundung wiederherstellen.
Wir wollten es mit unserem Lieblingsbaustoff Lehm ausführen. Mit dem können wir einfach besser umgehen als mit Kalk oder Gips. (Über Gips könnte man in diesem Haus streiten, wollen wir an dieser Stelle aber nicht.) Also Lehmputz sollte es sein. Für die grobe Form haben wir Lehmunterputz mit Stroh verwendet. Der kann recht dick aufgetragen werden und reißt beim Trocknennur wenig. Allerdings kann er nicht fein ausgezogen werden.
Die zweite Schicht ist folglich Lehmfeinputz für die Feinarbeit – der Name sagt´s. Doch auch das reicht nicht, denn auch dieser kann nicht „auf Null“ ausgezogen werden. Geschliffen werden können beide nicht. Das schleifen hilft aber, am Ende eine saubere Rundung auszuformen. Die letzte Schicht war Lehmspachtel, der zwischen 3 und 0 mm Schichtdicke aufgetragen und geschliffen werden kann.
Ein Stukateur, eine Stuckateurin ziehen Profile und Rundungen mit Schablonen. Unsere Rundung war zu groß, um eine Flasche Wein als Ersatz zu benutzen. Champagner gab´s nicht, wir waren ja noch nicht fertig. Stücke aus Abflussrohren passten auch nicht. Also haben wir uns eine simple Schablone für die grobe Form angefertigt aus Resten der OSB-Platten, mit denen wir den Boden abgedeckt hatten. Alles weitere war dann „aus der Hand“. Zum Schleifen haben wir uns Stücke der Wärmedämmung von Warmwasser- bzw. Heizungsrohren aus Schaumkunststoff zurecht geschnitten. Besser wäre es gewesen, einen Schleifblock, der dem gewünschten Radius genauer entsprochen hätte. So ganz einfach ist es nicht wirklich saubere Rundungen aus der Hand herzustellen. Das bedarf tatsächlich einiger Übung.
Die Kelle gehört zu meinem geliebten Japan-Kelle-Satz, klein, elastisch, inzwischen leicht gebogen, sehr hilfreich.
Zum Schluss haben wir mit Silikatfarbe weiß gestrichen. Den im Original nicht ganz so leuchtend roten Lehmfarbputz (roter Lehm, keine Pigmente) des Fotos haben wir erst als letztes aufgebracht. Die gelben Flächen sind feinkörnige Grundierung, die nicht verputzt wurden, sondern mit den Küchenschränken verdeckt wurden.
Der Aufbau der Decke des Hauses von 1904 war wie folgt von oben nach unten: Originaldielen auf den Deckenbalken; zwischen den Deckenbalken nichts, also Luft (nicht untypisch wäre hier auch ein Einschub aus Brettern mit Schlacke oder Lehm oder Dreck); Pliesterlatten, Kalkputz, diverse Anstriche (siehe o.g. Beitrag). Der Schallschutz hielt sich also in Grenzen.
Nun hatte irgend jemand einen Schlitz in den historischen Kalkputz gekratzt, um ein Elektrokabel einzulegen. Der Schlitz wurde mit Gips zugeschmiert. Das ist zwar viele Jahre gut gegangen, dennoch treten hier Spannungen auf. Die haben dazu geführt, dass sich Teile des Putzes auf die Dauer von den Pliesterlatten gelöst haben. Das wird sicher nicht der einzige Grund für das Lösen des Putzes gewesen sein, auch die Bewegungen der Decke über die Jahrzehnte trugen das ihre dazu bei.
Jetzt lag die Putzplatte auf dem Boden. Was tun? Es wurde überlegt, die Decke mit historischem (!) Kalk- oder mit Lehmputz zu flicken. Beides wäre „artgerecht“. Nach längerem Hin-und-her kam die komplette Plisterlattenkonstruktion mit Hilfe von ein wenig Gewalt runter. Dabei stellte sich heraus, dass die Decke gar nicht so schlecht war, wie sie schien. Lose war der Putz tatsächlich nur „in der Gegend“ des Stromkabels.
Hübsch war das nicht, Spaß hat es auch nicht gemacht.
Um möglichst nah an der Originalkonstruktion zu bleiben und gleichzeitig verlorene Zeit aufzuholen, wurden Holzlatten analog zu den Pliesterlatten an die Deckenbalken geschraubt, daran Gipskartonplatten. Deren Fugen wurden mit Systemgerechtem Spachtel geschlossen.
Dann folgte das Ausformen der ursprünglichen Hohlkehle zwischen Wand und Decke. Anschließend wurde die Decke vollflächig verspachtelt. Dazu wurde Lehmmörtel und Lehmspachtel verwendet, weil sich beides angenehm verarbeiten lässt.
Nun darf gefragt werden, warum nicht auf besseren Schallschutz geachtet wurde, z.B. durch das Einlegen einer Dämmung (Flachs, Hanf, Holzfaser) und durch Abhänger zwischen den Konstruktionslatten und den Deckenbalken. Einen technisch, sachlichen Grund gibt es tatsächlich. Eine Entkopplung der Gipskartonplatten von den Deckenplatten macht nur dann Sinn, wenn sie keine Verbindung zu den Wänden haben, um die Schallübertragung in die Wände zu verhindern. Die ist hier durch die Hohlkehle aber recht gut.
Die Decke sieht wieder aus wie eine original Altbaudecke. In Bezug auf den Schallschutz hätte dennoch mehr getan werden können ohne spürbaren Mehraufwand, allerdings mit etwas mehr Geld für das Material. Es ist aufgefallen, dass die neue Gipskartondecke, in dieser Form, einen merkbar schlechteren Schallschutz aufweist, als die alte Pliesterlattendecke. Warum? Weil Letztere weicher, elastischer ist und inhomogener. Die Gipskartonplatten sind dafür stabiler und ungleich einfacher und schneller zu verarbeiten.
Hier hätte eine Lehmbauplatte, die aus Lehm, Schilf- und Flachsgewebe besteht, also eine Trockenbauplatte, die aus einem weichem Mörtel, Schilfrohr und als Deckschicht besteht, deutlich bessere Schalldämmwerte gebracht. Diese Platte hat sich auch in Trockenbauwänden bestens bewährt. Sie kommt mit einer Lage aus, wo Gipskarton doppelte Beplankung braucht. So ist ihr Einsatz auch wirtschaftlich vergleichbar. Warum das in unserem Beispiel nicht so gemacht wurde? Nun, nach einigen Wochen täglicher Feierabendarbeit inkklusive Überraschungen gibt es dann noch andere Gründe als bautechnische…
Mit mehr Zeit hätten auch Schilfrohrplatten an der Holzlattung angebracht werden können. Die wären dann wieder mit historischem Kalkputz oder mit Lehmputz verputzt worden. Der Aufbau der o.g. Lehmbauplatte entspricht dem in etwa.
„Wenn ich mich für nachhaltige Dämmstoffe oder auch andere „Öko-Baustoffe“ entschieden habe, bekomme ich regelmäßig Probleme mit den planenden und ausführenden Gewerken. Das kann doch nicht so schwierig sein, oder?“
Doch, das ist so schwierig, obwohl es dazu keine sachliche Begründung gibt. Folglich äußern wir uns an dieser Stelle einmal nicht dazu.
Doch was sind nachhaltige Dämmstoffe? Gut beschrieben sind sie z.B. bei der Fachagentur nachwachsende Rohstoffe. Es sind aber nicht nur nachwachsende Rostoffe. Die Literaturliste ist lang. Die Produkte sind seit Jahrzehnten bewährt. Etablierte Qualitätsbewertungen finden Sie u.a. bei den folgenden Organisationen:
Das Aachener Förderprogramm verlangt diese Zertifizierungen, um sicher gehen zu können, dass die Gelder zweckgemäß vergeben werden. Schließlich kommt es aus öffentlichen Kassen. Wenn hier ein Gütesiegel vermisst werden sollte, hat dies möglicherweise gute Gründe.
Wir müssen genau hinschauen. So gibt es auf dem Markt beispielsweise komplette Wärmedämmverbundsysteme, die einen „Blauen Engel“ tragen, gleichzeitig aber für keines der Produkte der einzelnen Schichten. Holzauge sei wachsam…
Mittels einer Volldeklaration der Inhaltsstoffe des gewählten Dämmstoffes und ggf. deren Erläuterung kann die Gleichwertigkeit zu den o.g. Maßstäben nachgewiesen werden. Zugegebender Weise sind Volldeklarationen bei Baustoffen nicht üblich – ein erheblicher Produktmangel! Ein Produkt, das keine Volldeklaration vorweisen kannt, wird dann eben nicht verwendet. Warum sollten wir das tun? Warum die Katze im Sack kaufen?
Der Baustoffhandel braucht nachhaltige Dämmstoffe nur zu bestellen. Das ist, wie schon gesagt, lange Tagesgeschäft. Wenn die Kunden wollen…
„Es kommt ja zum Glück nicht allzu häufig vor, aber was ist zu tun, wenn Holzschädlinge vermutet werden und ein chemischer Holzschutz nicht gewünscht ist?“
Wie immer, wenn ein Altbau modernisiert werden soll, wird das Holzwerk gründlich untersucht, nicht nur augenscheinlich. Da die Schäden durch den Hausbock nahezu nicht zu sehen sind, sondern nur die Einfluglöcher, ist es ratsam einen Hammer in die Hand zu nehmen und die Balken abzuklopfen. Mir hat das einmal mein Architektenleben gerettet. Andere Holzschädlinge kann man u.U. einfacher entdecken wie zum Beispiel helles Borhmehl unter kleinen Löchern im Holz. Ich möchte mich hier nicht als Spezialist für Holzschädliche aufspielen und lieber mit weiteren Ratschlägen zurückhaltend sein. Dazu gibt es Spezialisten. Gründlichkeit ist hier das Plus.
Wenn nun Schädlinge gefunden werden, so wie hier im Dachgebälk der Hausbock, muss gehandelt werden. Chemischer Holzschutz war nicht gewünscht, ist auch nicht notwendig. Aber dennoch hatten wir ihn auch ausgeschrieben. Interessanterweise war damals das Heißluftverfahren nur knapp halb so teuer, wie die angebotenen chemischen Möglichkeiten. Wie sich das heute darstellt, kann ich nicht sagen. Mit Hilfe einer aussagekräftigen ausschreibung lässt sich diese Frage aktuell beantworten.
Beim Heißluftverfahren werden die betroffenen Gebäudeteile so erhitzt, dass für eine angemessen kurze Zeit jeder Balken bis „in die letzte Ecke“ und bis in den Kern auf mindestens 55 °C erwärmt wird. Da Eiweiße bei 52 – 55 °C – platt gesagt – kaputt gehen, überleben das die aus ihnen bestehenden Schädlinge nicht. Mit diesem Verfahren wird nicht nur giftfrei gearbeitet, es entfällt auch das häufig aufwendige Injizieren jedes einzelnen Balkens.
Dem Heisluftverfahren wird immer wieder vorgehalten, dass es keinen vorbeugenden Schutz darstellt, sondern nur bei aktuellem Befall hilft. Es hat sich allerdings gezeigt, dass dies nicht ganz so einfach ist. Oft ergibt sich dennoch ein zusätzlicher Schutz. Grundsätzlich wird für dauerhaft trockenes Holz keinerlei chemischer Holzschutz benötigt. Die DIN 68 800 gibt hier Vorgaben, die sehr „auf der sicheren Seiten“ sind. Holzschädlinge brauchen Holzfeuchte. Trockenes Holz ist eben nicht feucht.
Es lohnt sich im Internet einml nach “ Holzschädlingsbekämpfung Heißluftverfahren“ zu suchen. Es gibt ausreichend Firmen, die hier versiert sind.
Für befallene Möbel gibt es bei Fachfirmen auch Wärmekammern, die einfach zu nutzen sind. Für kleinere Gegenstände könnte auch die hauseigene Sauna mißbraucht werden – wenn man weiß was man tut.
„Die alten Tapetenschichten sind dabei die Wand zu verlassen – nicht ganz freiwillig. Wie geht es jetzt weiter?“
Die Wand soll auch wieder rot werden. Allerdings war die Wirkung bisherigen Kunststoffdispersion auf der alten Rauhfaser irgendwie banal. Die Wand soll, wie die anderen, bessere raumklimatische Eigenschaften haben, wohngesunder und nachhaltiger sein.
Auf Tapete wird also verzichtet. Sehr schöne Farbwirkungen haben natürliche Pigmente in reinen Kalkputzen oder farbige Lehmputze, die aus farbigem Lehm bestehen und keine Pigmente benötigen. Hier wurde sich für Lehm entschieden. Wie es gemacht wurde, haben wir in den Lehmbau-FAQs beschrieben.
So ist nun das Ergebnis, nach dem Anbringen der Bilderleisten. Die immer wieder gelobte Farbtiefe des Lehm-Finish-Putz kann hier leider nicht wiedergegeben werden. Ein Besuch am Ort des Geschehens lässt sich organisieren.
Auch dies aus der Serie „handmade by the architect“.
Oder anders gefragt: „Muss ich eigentlich immer erst alles bis zum Rohbau abschlagen, bevor ich Antworten bekomme?“
Ja, ansich schon. Zumindest ich kann nicht durch Tapete und Putz hindurchsehen – obwohl ich als Sachverständiger Hilfsmittel kenne.
Sagen wir es mit einem kurzen Schwank aus meinem Leben: Als ich damals, nach dem Studium, den ersten angestellten Job bekam, gab es in dem Architekturbüro einen altgedienten Bauleiter. Gelernt hatte er Bauzeichner. Wenn ich mit einer Frage zu ihm kam – es war seine Aufgabe mir Frischling Fragen zu beantworten – , war seine erste Gegenfrage „Ist das so?“. Wenn ich darauf geantwortet hatte, „ich denke ….“ oder „es kann nur…“ oder „die Indizien sprechen dafür…“ , hatte er mich aus seinem Büro geworfen, mit den Worten „Dann ist es also nicht so. Was willst Du?“
Ein Beispiel: Das 30er-Jahre-Haus sah zwar verwohnt, aber doch ganz anständig aus. Nachdem es leer geräumt, nein, entrümpelt und die stinkenden Tapetenschichten entfernt waren (…Raucherhaushalt…), wurde festgestellt, dass der Putz stellenweise lose, teils beim Entfernen der Tapeten gelöst war. Es wurde entschieden, einen Kompressor mit einem handlichen Druckluftmeißel zu besorgen und den Putz in Eigenleistung des Bauherren abzuschlagen. Beim genaueren Hinsehen kamen vereinzelte Risse zu Tage.
Was nun auch sichtbar wurde, war vermutlich eine Vorsatzmauerschale vor der eigentlichen, originalen Außenwand. Es wurden Maße genommen und Ungereimtheiten bestätigt. Also wurde die Decke vorsichtshalber abgestützt und die Vorsatzschale entfernt. (Wie war das? „Ist das so?“)
Das Außenmauerwerk wurde nun, wie in den anderen Räumen, als Ziegelmauerwerk sichtbar. Die Fugen waren durchgehend nicht ausreichend mit Mörtel gefüllt. Die tragende Innenwand war in Kalksandstein gemauert. Es wurde auch deutlich, dass sich die Innenwad von der Ziegelaußenwand gelöst hatte (auf dem Foto gut zu erkennen durch den neuen, braunen Lehmmauermörtel).
Der Statiker wurde gerufen. Daraufhin wurden beide Wände mit insgesamt vier Flachstahlwinkeln verbunden. Die Mauerfugen wurden mit Lehmmauermörtel für tragendes Mauerwerk ausgefüllt. Dank der gutmütigen Eigenschaften des Lehmmörtel konnte auch das der Bauherr selber machen. Anschließend haben alle Wände einen zweilagigen Lehmputz erhalten.
Wie war die Frage noch?
Jetzt einmal ehrlich. Das ist doch eine Binsenweisheit, die ich hier erzähle… Warum muss ich sie dann immer wieder aufs Neue beantworten?
„Ein schlecht gedämmter Altbau, eine Öl- oder Gasheizung, alte Heizkörper, eine hohe Vorlauftemperatur des Heizwassers. Die Heizung muss ausgetauscht werden. Kann hier eine Wärmepumpe angeraten werden?“
Eine Frage, die uns auch zum Thema „Wandflächenheizung“ führt, aber fangen wir vorne an: Pauschal ist die Frage eher ungenügend zu beantworten, wie meistens bei Altbauten. Sicher wäre es am besten zuerst alle möglichen Dämmaßnahmen auszuschöpfen. Gehen wir hier aber davon aus, dass es gute Gründe gibt dies nicht zu tun. Denkmalschutz der Fassade könnte ein solcher Grund beispielsweise sein.
Eine Wärmepumpe benötigt eine möglichst geringe Vorlauftemperatur des Heizkreislaufs, um optimal zu funktionieren. Inzwischen gibt es zwar effizientere Wärmepumpen, die auch bei höheren Vorlauftemperaturen eingestzt werden können, dennoch bleibt es grundsätzlich beim gesagten. Auch bietet sich das Einbinden einer thermischen Solaranlage dann an.
Wandheizung aus VPEC-Rohr über Schilfrohrputzträger vor dem Verputzen mit Lehmunterputz neben Lehmtrockenbauplatten
Wie können niedrige Vorlauftemperaturen im Altbau erreicht werden? Ja richtig, durch Wärmedämmung. Das hatten wir jedoch bereits ausgeschlossen. Es bleibt die Möglichkeit, die Heizflächen zu vergrößern, also anstatt von verhältensmäßig kleinen, warmen Heizkörpern möglichst große Heizflächen einzusetzen. Gleichzeitig wird der Strahlungswärmeanteil durch diese Art der Heizflächen erhöht. Konvektion wird reduziert, weniger Staub wird im Raum verwirbelt.
Strahlungswärme wird vom Körper deutlich besser aufgenommen als warme Luft. Es ist behaglicher, einen Raum mit relativ kühler Lufttemperatur bei gleichzeitig hohem Anteil an Wärmestrahlung zu beheizen, als umgekehrt. Letztlich geht es darum zu verhindern, dass die Körper der Nutzer eines Raumes die Wände, Boden, Decke und Möbel anstrahlen, sondern einen ausgeglichenen Strahlungshaushalt zu erreichen. Das „Kalte-Füße-Syndrom“ im Erdgeschoss eines Jahrhundertwendehauses beschreibt, wie es nicht sein soll, oder auch das „Kalter-Hintern-Syndrom“, wenn sich auf einen Ledersessel niedergelassen wird.
Große Heizflächen lassen sich mittels Fußboden-, Wand- und Deckenheizflächen erreichen. Die Fußbodenheizung kennt ja im Prinzip jeder: Im Estrich des Bodens befinden sich Heizwasser führende Rohre. An Wänden und Decken gilt analog das gleiche, nur umschließt hier, an Stelle des Estrichs, Wand- bzw. Deckenputz die Rohre.
Wieder VPEC-Rohr, hier vor gestapelten Lehmsteinen (sommerlicher Wärmeschutz)
Die Rohre bestehen entweder aus VPEC (einlagige Kunststoff „Schläuche“), aus Verbundmaterial (Kunstoff-Metall-Kunststoff) oder aus Kupfer. Letzteres wird eher selten verwendet.
Als Putz kommen gut wärmeübertragende Mörtel zum Einsatz, die gleichzeitig die Wärmespannungen der warmen und kalten Phasen der Heizung gut verkraften können. Das sind Lehm- und Kalkputze (ohne Zementzusätze!). Solange keine besonderen, weiteren Anforderungen an den Putz gestellt werden, wie zum Beispiel in Spritzwasserbereichen von Duschen, sind Lehmputze die richtige Wahl und nicht zu schlagen.
Hier wurde die Wandflächenheizung absichtlich von der übrigen Putzfläche abgesetzt
Aus gesundheitlicher Sicht wird zuerst die Wandheizung bevorzugt, weil hierbei die angestrahlte Fläche eines aufrechten Körpers größer ist als die der Fußsohlen, wenn die Wärme von unten kommt. Auch ist die Wärmeschichtung der Luft geringer (oben wärmer als unten), als sie bei einer Fußbodenheizung auftritt. Wie sollen denn jetzt Bilder aufgehängt werden und wo dürfen denn noch Schränke oder Bücherregale stehen? Mit ein paar einfachen Tricks und ein wenig Vorausschau ist auch das kein Problem.
Die Deckenheizung ist ins Spiel gekommen, seitdem man Wärmepumpen auch zum Kühlen einsetzt. In unseren Breiten halte ich es allerdings für einen Mangel der Architektur und der Wahl der Baukonstuktion, wenn Gebäude technisch gekühlt werden müssen. Ah, die Sommer werden immer Wärmer als Folge des Klimawandels. Da ist Kühlen doch angebracht. Soso, Raumkühlung als eine Folge des Klimawandels, der durch Energieverbrauch erzeugt wird, soll also mit weiterem Energieverbrauch kompensiert werden? Echt jetzt? Das ließe sich mit intelligenter Architektur (auch in der Altbausanierung), mit den richtigen Dämmstoffen und – nicht zu letzt – mit Haus- und Stadtbegrünung erreichen.
Also, um die Vorlauftemperatur der Heizung niedrig auslegen zu können, werden die Heizflächen vergrößert, durch Wand-, Fußboden- oder Deckenheizung beziehungsweise auch einer Kombination davon. Sollte das nicht ausreichen, kann mit einer, gegebenenfalls raumweisen, Innendämmung nachgeholfen werden.
Es lohnt sich unbedingt dieses Thema sorgfälltig zu durchdenken und die dadurch erreichbaren Fördergelder mit einzukalkulieren. Alles andere wäre kurzsichtig.
Heute war er wieder da, der „Dämmspecht“. Er hat es längst in die einschlägige Presse geschafft. Dennoch hat ihn kaum jemand zu Gesicht bekommen. Nein, nicht den Specht an der Fassade meines Nachbarn, sondern seine doch nicht so seltenen Kollegen. Auch ich war mit der Kamera wieder nicht schnell genug. Wovon ich rede?
Die Wand des Altbaus wurde mit einem Wärmedämmverbundsystem gedämmt. Das Material der Dämmung ist hier Polystyrol. Darüber ein dünnlagiger Putz mit Armierungsgewebe. Der Blockinnenbereich hier bei uns ist recht groß und noch immer weitgehend grün mit Schrebergärten und alten, hohen Bäumen. So besucht uns immer wieder auch ein Specht. Der hat gefallen an der Fassade gefunden. Mit Inbrunst klopft er den Putz auf und höhlt die Dämmung dahinter aus. Die Bilder zeigen das.
Aufmerksam wurde ich darauf, weil die Klopfgeräusche so laut waren, dass ich sie durch das geschlossene Bürofenster hören konnte. Es ist ein „Sound“ wie auf Holz klopfen. Das ist der Grund, warum der Specht hier aktiv wird. Außerdem ist das Dämmaterial schön leicht auszuhöhlen.
Bei der Auswahl der Materialien der nachträglichen Wärmedämmung eines Altbaus – aber auch beim Neubau – kann darauf geachtet werden, ob es dem Specht leichter oder schwerer gemacht wird. Dämmsysteme mit einer relativ schweren Dämmung, z.B. aus Holzfasern, klingen anders. Das soll ein Grundsein, warum hier weniger Schäden durch Spechte entstehen.
Wenn es dennoch passiert ist, wie hier, sollten die Löcher unbedingt wieder geschlossen werden, damit kein Wasser (es ist eine Wetterseite!) eindringen kann und die Wärmebrücke, die wir jetzt haben, geschlossen wird.
„Unsere“ Fassade ist zu hoch, um per Leiter repariert zu werden. Es ist ein Gerüst nötig. Da der Garten aber keinen Zugang zur Straße hat, muss das Material für das Gerüst durch das Treppenhaus getragen werden. Weil das Gerüst aber deutlich teurer ist, als das schließen der Löcher, bleiben diese. Unter dem Dachüberstand mag es regentechnisch kein Problem sein. Beim exponierten, runden Loch allerdings regnet es in und hinter die Dämmung – bis der Schaden angemessen groß ist, damit sich Gerüst rechnet.
„Ein Altbau mit Holzbalkendecken. Wir wollen ein neues Bad einbauen, möglichst barrierearm. Es gibt überzeugende Gründe, warum wir keine Fliesen einbauen möchten. Gibt es Alternativen?“
Es gibt gute Alternativen, ebenso wie es gute Gründe gibt, auf Fliesen zu verzichten. Einen, wie ich finde, sehr angenehmer Badboden ist ein geölter Korkboden – nicht beschichtet, denn dann geht in der Regel die angenehme Haptik verloren. In Kombination mit weißen, teils verputzten, teils gekachelten Wänden, geölten Buchenholzmöbeln, weißen Waschbecken etc. und modernen, verchromten Armaturen durfte ich das einige Zeit in London genießen. Mit zusätzlichem Blick auf die Themse war das schon besonders. Leider hatte ich damals keine Fotos gemacht. Ein Anstoß für die Phantasie bietet vielleicht dieser Korkboden:
Jetzt das Ende der Schwärmerei: Korkboden im Badezimmer ja, in der Dusche nein. Wenn die Dusche bodengleich sein soll, fällt er also aus.
Ob Vinyl-Böden (PVC) im Duschbereich taugen, weiß ich nicht. Ich meide PVC soweit ich kann. Warum, kann man u.a. im „Ökologischen Baustofflexikon“ oder wikipedia nachlesen.
Aber ansich wäre aber ein angemessen flexibler Kunststoffbodenbelag, der Seife, Shampoo etc. aushält, ideal. Auf einer Dienstreise habe ich eine Lösung gefunden:
einen durchgehenden Kautschukboden. Solche Bodenbeläge bestehen aus Natur- und/oder Industriekautschuk. Sie sind sehr robust, schwer entflammbar und im Brandfall rauchgastoxikologisch unbedenklich. Je nach Hersteller und Produkt erreichen Kautschukböden Qualitäten für Zertifizierungen für Nachhaltigkeit und Wohngesundheit. Neu sind die „Gummiböden“ nicht, in privaten Bäder eher selten. Es gibt sie weit länger als 50 Jahre.
Im Bad oben wurde auf den Boden eine niedrige Anschlagschiene für die Duschabtrennung aufgeklebt. Bahnenstöße werden wasserdicht aneinandergefügt. Die Bahnen können so verlegt werden, dass in der Dusche kein Stoß nötig ist.
Linoleum wäre ansich auch ein guter, robuster und ökologisch sinnvoller Bodenbelag. Allerdings habe ich im Bad die Erfahrung gemacht, dass mache Cremes dauerhafte Flecken hinterlassen. Irgendwann landen die auch einmal auf dem Boden.
Andere fugenlose Bodenbeläge für das Bad fallen mir nicht mehr ein. Es gibt noch Fliesen in der Größe von etwa 1 x 2 m. Sie sind ungewöhnlich biegsam und auch für Holzböden geeignet. Sie können nur von geschulten Spezialisten verlegt werden – aber auch sehr gut aussehen.
In jedem Fall müssen vor dem Einbau des Bodenbelags die üblichen Abdichtungsmaßnahmen erfolgen.
„Wir hören und lesen immer wieder, dass Zellulose-Dämmstoffe, also recycltes Papier, ebenso gute Dämmeigenschaften hat, wie die sonst üblichen Dämmstoffe, aber einen deutlich geringeren Fußabdruck an grauer Energie, also bezüglich Herstellung, Transport, Lagerung, Verkauf und Entsorgung. Aber halten die überhaupt lange und brennen die nicht?“
Es gibt so manche Baumaterialien aus Papier und sie sind ausgesprochen gut. Wir gehen einmal davon aus, dass sie vorschriftsgemäß trocken eingebaut sind, was ja für (fast) alle Materialien und Dämmstoffe gilt. Wo wir gerade dabei sind, bei einem Wasserschaden verhält sich Zellulose-Dämmaterial deutlich robuster als die üblichen Nicht-Naturbauboffe. Aber das nur am Rande.
Die Bilder zeigen Zellulosedämmung als Einblas- und als Mattenvariante (unten Mitte). Im ersten Bild ist sie lose geschüttet in der obersten Geschossdecke. Dann folgt eine Dachdämmung, eingeblasen zwischen die Sparren. Die blaue Bahn ist ein Baupapier zur Luftdichtung. Bild fünf zeigt eingebaute Zellulose-Dämmatten, Nummer sechs einen Erdgeschossboden mit Rohrdurchführung.
Auf Kunststoffolien und Ortschäume wurde vollständig verzichtet. Die Bilder stammen aus den Jahren 1989 bis 1995. Schon damals war das kein experimentelles Bauen, sondern Stand der Technik.
Zum Thema Feuerbeständigkeit gibt es eine Vielzahl von Brandversuchen. Ein gelungenes Video haben wir bei youtube gefunden. Auch wenn dieser Test von einem Holzbauunternehmen durchgeführt wurde, kann er als beispielhaft gelten. Die Firma ist ja auch nicht Dämmstoffhersteller, sondern steht auf der Verarbeiterseite und muss gegenüber seinen Bauherren gewährleisten. Und natürlich spielt es für das Brandverhalten der Dämmstoffe keine Rolle, ob sie in einem Neubau oder einem Altbaudach eingesetzt werden.
Interessant dabei ist, dass Glaswolle und Steinwolle als „Nicht brennbar“ eingestuft werden. Streng genommen stimmt das. Allerdings tut diese Eigenschaft bei Frage nach einem vor Feuer schützendem Bauteil nicht viel zur Sache, wie zu sehen ist. Ach ja, analog zum Brandverhalten von recycelter Zellulose verhälten sich Dämmstoffe aus nachwachsenden, pflanzlichen Rohstoffen.
P.S.: Die Testbedingungen entsprechen nicht dem Normtestverfahren. Auch der „Dachaufbau“ ist nicht vollständig. Ich habe dieses Video ausgewählt, weil es auf einfache Weise eine Eigenschaft der Dämmstoffe zeigt. Es ist mir bewusst, dass dies der gängigen Praxis widerspricht.