Tauwasser bei Innendämmung?

„Ich habe gehört, dass das das übliche Berechnungsverfahren nach „Glaser“ die Gegebenheiten bei einer Innendämmung nicht darstellen kann. Nun habe ich aber ein Fachwerkhaus und kann es nur von innen dämmen. Woher weiß ich, dass ich keinen Fehler in puncto Tauwasser mache?“

Das ist schon richtig, was das übliche und normgerechte „Glaser-Verfahren“ angeht. Hierbei werden jedoch Materialeigenschaften wie die Wasserdampfaufnahme- und -abgabefähigkeit und die kapillare Leitfähigkeit nicht berücksichtigt. Bei dem Thema Außendämmung ist das auch in der Regel nicht nötig, bei der Innendämmung ist aber genau entscheidend, dass ein Baustoff, ebenso wie Luft, eine bestimmte Menge Wasserdampf aufnehmen kann, bevor Tauwasser ausfällt und das Bauteil durchfeuchtet. Rechenverfahren wie z.B. „Wufi“ vom Fraunhoferinstitut oder „Cond“ von der TU-Dresden können auch Innendämmungen realitätsgemäß abbilden.

Leider wissen noch immer die meisten Energieberater nichts von diesen Zusammenhängen. Gleiches gilt für die Kollegen Architekten etc. etc.. Daher erlaube ich mir hier ausnahmsweise darauf hinzuweisen, dass ich „Cond“-Berechnungen durchführen kann und dies auch gerne tue, allerdings nicht ganz „für lau“. Entscheident aber ist: Nicht abwimmeln lassen! Innendämmung im Fachwerkhaus und anderen Häusern ist lange Stand der Technik.

Ein weiterer Text zum Thema Innendämmung ist hier zum download.

 

Was ist ein „Altbau“?

„Ist ein Haus aus den 1990er-Jahren ein Altbau, wenn es top gepflegt ist?“

Nun, wir schreiben das Jahr 2020. Ein Haus aus dem letzten Jahrtausend ist mit Sicherheit ein Altbau. Man könnte es handhaben wie mit Autos. Ein Neuwagen, der einmal zugelassen war, oder auch nur ein paar Tage benutzt wurde, ist keiner mehr. Eine amtliche Definition gibt es nicht. Die halte ich auch nicht für nötig. Letztlich spielt es keine Rolle wie alt ein Haus ist. Alte Häuser sind nicht selten besser Nutzbar als gerade gebaute.

 

Viel interessanter für die Nachhaltigkeit ist doch die Frage, ob das Haus „neuwertig“ ist. Worauf bezieht sich das? Erst einmal ist das einfach: Es muss alles am Haus optisch und technisch so beschaffen sein, als wäre es gerade erst mängelfrei fertiggestellt. Gleichzeitig muss es aber auch den heute aktuellen Standards entsprechen.

Es drängt sich sofort die Frage nach der Energiebilanz auf. Die Ansprüche hierbei sind in den letzten Jahren bekanntlich und aus guten Gründen deutlich gestiegen. Das werden sie weiter tun. Bis zum Jahr 2050 soll der gesamte Gebäudebestand CO2-neutral sein. Schnell wird so ein heute gebautes Haus zum „Altbau“, wenn nicht weitsichtig geplant wird.

   

Hinzu kommen auch immer mehr Fragen zur Nachhaltigkeit der verwendeten Baukonstruktionen und Baustoffe. Polystyrol z.B. müsste wohl als Sondermüll entsorgt werden, wenn erfolreiche Lobbyarbeit dies nicht vor wenigen Jahren verhindert hätte. Das gilt aber sicher auch für andere Baustoffe (PVC-Fenster, Laminate, Kunststoffe, Anstriche und einiges mehr). Wir wollen hier gar keinen einzelnen schlechter machen als er ist, sondern auf das Thema aufmerksam machen.

   

Für mich als beratender Architekt ist jedes benutzte Haus, das mehr als einen Renovierungsanstrich nötig hat, ein „Altbau“ und gleichzeitig mindestens der aktuell gültigen Energieeinsparverordnung EnEV entspricht. Für die planerische Arbeit spielt es keine Rolle ob ein Haus 10 oder 100 Jahre alt ist. Ein Unterschied macht es, ob es unter Denkmalschutz steht oder in seinem Charakter besonders erhaltenswert ist.

Das Thema „Altbau“ ist vielfältig. Dabei darf der Fingerzeig natürlich nicht fehlen: Entscheident für eine nachhaltige Werterhaltung ist der Blick auf die Zusammenhänge. Ein Gebäude ist ein System und keine Ansammlung von Einzelteilen. Zwei Beispiele:

  • Eine Fassade ist schnell neu angestrichen. Üblicher Weise ist damit die Chance für eine bessere Wärmedämmung für die nächsten 10 bis 15 Jahre verspielt. Weil auch neue Tapeten kamen, ist die Möglichkeit der Innendämmung auch verspielt…
  • Eine Heizung („Brenner“) ist ebenfalls schnell erneuert. Wenn das Haus danach gedämmt wird, ist die Heizanlage überdimensioniert, also ineffizient…

Dies Zusammenhänge des gerade zu bertrachtenden Altbau jedes Mal neu zu erkunden, macht den Spaß daran aus. Und natürlich gibt es auch hier Routienen, so dass nicht ständig das Rad neu erfunden werden muss.

Machen Sie sich schlau, lassen Sie sich beraten, damit Sie die richtigen Fragen stellen können, bevor Sie Aufträge vergeben.

 

Baukostenentwicklung

„Die Baukosten scheinen ins Unermessliche zu steigen. Ist das so oder sind das nur Ausreden und Stammtischparolen?“

Stammtischparolen sind das sicher nicht. Viele Unternehmen haben gut zu tun und die Preise sind in den letzten Jahren deutlich gestiegen, so dass es ungewöhnlich schwer war, Kostenschätzungen zu erstellen, die auch nach einem Jahr noch belastbar waren. Für die planenden Gewerke ist das ebenso ein Problem, wie für Bauherren. Schauen Sie sich die Baupreisentwicklung selber an. Regional und saisonal schwanken die Zahlen – im Zweifel zu Ihren Ungunsten. Das sollten Sie bei Ihren Planungen beachten. Auch, wenn hier Neubaupreise dargestellt sind, gilt das analog für die Altbaumodernisierung. Hier hat sich die Kostenentwicklung eher stärker verschärft.

Der Baupreisindex für Wohngebäude liegt heute, 4. Quartal 2019, bei 116 (%) gegen über 2015 = 100 (%). 2012 lag der Index bei 91 gegen über 2015.

Quelle: Statistisches Bundesamt

 

Solaranlage auf einem Jahrhundertwendehaus?

„Kann ich Solarenergie auch bei einem Jahrhundertwendehaus nutzen?“

Grundsätzlich ja. Die Antwort auf diese Frage gilt nicht nur für Jahrhundertwendehäuser, sondern im Prinzip für alle Altbauten, z.B. auch 30er-, 50er-, 60er- bis 70er-Jahre.

Es kommt dabei weniger auf das Alter der Häuser an, als – wie immer bei der Sonnenenergienutzung – auf die Himmelsrichtungen der Kollektorflächen, auf mögliche Verschattungen und den nötigen Platzbedarf für die Anlagenkomponenten an. In einigen Ortsteilen oder Gebäuden spielt auch der Denkmalschutz eine Rolle.

Während Photovoltaik-Systeme elektrischen Strom produzieren, dienen Sonnenkollektoren der thermischen Nutzung von Solarenenergie. Photovoltaik-Anlagen lassen sich in der Regel recht einfach installieren. Wenden Sie sich an einen Elektriker, Dachdecker oder reinen Solarspezialisten, um Ihr konkretes Projekt zu planen. Das ist längst Routine.

Für Sonnenwärme ist der Aufwand etwas größer, aber dennoch häufiger möglich als weithin angenommen. Schauen wir uns ein Beispiel an:

Es ist ein Jahrhundertwendehaus in einer Reihe von Häusern gleicher Bauzeit. Das Bild aus dem Januar diesen Jahres zeigt die sonnenbeschienene Seite des Blockinnenbereichs. Leider ist es das einzige Haus hier mit einer Solaranlage. Finden Sie es?

(Warum die Garagen im Vordergrund nicht begrünt sind, für eine besseres Kleinklima und damit besseren sommerlichen Wärmeschutz, bessere Regenrückhaltung etc., verstehe ich auch nicht. Es ist so nur häßlich anzusehen.)

Mit dem Ausbau des Dachgeschosses wurde die Form der Dachgaube so gewählt, dass innen der gewünschte Raum entstand und auf der Gaube die nötige Fläche für die Solaranlage, in diesem Fall drei Warmwasserkollektoren. Gleichzeitig wurde im Dachgeschoss Platz für die Heizung und den Wärmespeicher eingeplant. Da die Heizung erneuert werden musste und auch die Schornsteine nicht mehr zeitgemäß waren, erschien dies nahe liegend.

 

Die Solaranlage dient nun seit mehr als 15 Jahren der Warmwasserbereitung für einen vierköpfigen Haushalt. Da die Familie sparsam ist und in der Regel eine Jahreshälfte lang nicht nur die Raumheizung abschaltet, sondern auch die Zusatzheizung für die Warmwasserbereitung, erreicht der solare Deckungbeitrag bis zu 75 % der Jahresbilanz. Das bedeutet allerdings, dass auch im Sommer nicht immer alle Familienmitglieder jeden Tag duschen. Manchmal muss man sich absprechen. Wenn die Warmwasserbereitung nicht vollständig ausgeschaltet würde, wäre die solare Deckung hier etwa bei 60 – 65 %. Die genauen Deckungsbeiträge müssen für jeden Anwendungsfall individuell berechnet werden. Das Nutzerverhalten spielt in der anschließenden Realität immer eine große Rolle.

Die Solaranlage hier besteht aus drei Sonnenkollektoren, einem Warmwasserspeicher von 300 l, der Solarstation (Pumpe und Regelung) und dem Anschluss an die Heizung. Wenn die Kollektorfläche größer gewählt werden kann, wird auch der Wärmespeicher größer dimensioniert.

Bei einer Speichergröße von 400 bis 600 l ist dann auch eine Anbindung an die Raumheizung möglich. Das hängt natürlich auch vom Gesamtsystem der Raumheizung ab. Je niedriger die Vorlauftemperaturen der Heizung, desto günstiger wird die Solarunterstützung. In unseren Fall wären 600 l = rd. 600 kg/m² Gewicht für die Deckenkonstruktion zu schwer.

Anfang der 1990er Jahre habe ich solche Anlagen in Keller von Jahrhundertwendehäusern gebaut mit recht großen Heizkörpern. Später wurden es dann Wandflächenheiungen – eleganter und effektiver. Vielleicht finde ich noch Dias von damals.

 

Photovoltaik-Anlage ohne Stromanschluss

„Ich habe eine Wiese im Außenbereich mit einem Geräteschuppen. Einen Stromanschluss gibt es nicht. Dennoch möchte ich hier eine Solaranlage zur Stromerzeugung installieren. Wie geht das?“

Für Photovoltaik-Anlagen, die ohne Stromanschluss funktionieren sollen, gibt es sogenannte Inselanlagen. Sie werden in der Regel für Garten- oder Ferienhäuser genutzt oder für Wohnmobile, Schiffe etc.. Alle diese PV-Inselanlagen haben einen Stromspeicher, also einen Akku/Batterie. Hersteller gibt es viele und lassen sich einfach im Internet finden.

Wenn es sich aber bei dem Geräteschuppen nur um einen Abstellplatz handelt, an dem kein Strom verbraucht wird, gibt es ein Problem: Wofür soll der der produzierte Strom genutzt werden? Auch gespeicherter Strom will verbraucht werden. Man könnte sich also zwei Batterie-Sätze anschaffen und diese regelmäßig wechseln. Ob das vernünftig ist?

Fazit: Ob eine PV-Inselanlage richtig ist oder nicht, hängt von einer Reihe Bedingungen ab. Standartanwendungen sind oben genannt. Wenn es aber keinen Stromverbraucher gibt, macht eine Photovoltaik-Anlage in meinen Augen nicht wirklich Sinn.

Solarkraftwerke auf Wiesen oder Brachflächen haben einen Stromanschluss und speisen ihren produzierten Strom, analog zu Windrädern, ins Netz. Das wäre dann ein ganz anderes Thema.

 

Der altbau plus Wegweiser

Aktuell, kostenlos, auch für Laien verständlich – erhältlich bei den Sprechstunden oder online hier. Inhalt:

– Grundlagen
– Gebäudehülle
– Haustechnik
– Förderung
– Richtig Heizen und Lüften
– Denkmalschutz
– Barrierefreiheit
– Sicherheit
– Neubau
– Glossar

Nachhaltiges Bauen in der Praxis

Noch ein Buch von Berhard Kolb, von 2004. Inhaltsverzeichnis:

– Grundlagen nachhaltigen Bauens
– Beispielhafte Sanierung des Altbaubestandes
– Beispielhafte Neubauten
– Baustoffe und Bauteile
– Bau-und Wohngifte
– Anhang
– eine CD mit Ökobilanzen zu Baustoffen und Bauteilen

 

Zukunft Bauen

„Zukunft Bauen – Altbauten fit machen für morgen“ von Bernhard Kolb. Ein Buch mit 50 interessanten Beispielen, Baujahr 2005. So lange ist das gar nicht her.

Biologisch Renovieren

Für mich nach wie vor Standardliteratur, erschienen 1987(!). Manches wissen wir heute besser, z.B. das Thema Innendämmung. Vieles ist nach wie vor gültig. Die Grundlagen, der Rote Faden, die Denkweise zwischen den Zeilen machen das Buch gerade heute wertvoll. Es beweist, „Nachhaltigkeit“ ist nur ein Aspekt des biologischen Bauens. Und neu ist das Thema schon gar nicht. Viel Bauprodukte, die es damals noch nicht gab, haben sich heute lange bewährt. Was ich damit sagen will? Wir haben lange keine Ausreden mehr. Raimund Stewen ist mir gut bekannt. Ich schätze ihn sehr.