Thermische Solarenergienutzung

„Wie und wo wird Sonnenenergie für den Wärmebedarf im Haus nutzbar gemacht?“

Beginnen wir (wieder einmal) ganz vorne. Es wird unterschieden zwischen der „passiven“ und der „aktiven“ Solarenergienutzung. Die „passive“ ist ein architektonisches Thema. Hier wird das Gebäude so entworfen, dass es in den kühlen bis kalten Monaten angemessen viel Sonne einfängt, um den Einsatz einer Heizung so weit wie möglich unnötig zu machen. Im Sommer soll das nicht sein, damit auf eine Kühlung verzichtet werden kann.

Solararchitektur müsste im Neubau eigentlich längst Standard sein. Warum das nicht so ist, weiß ich wohl, kann ich aber nicht nachvollziehen. Im Altbau ist das eher etwas schwieriger, dennoch lohnt es sich auch hier, einen versierten Solararchitekten anzusprechen. Ok, jetzt haben wir ein Problem. Geben Sie Ihrem Architekten / Energieplaner das folgende Buch aus den 1960er Jahren, aktualisiert 2015, zu lesen. Da steht alles drin. Völlig richtig heißt der Titel nicht „Energiesparendes Bauen“, sondern „Klimagerechtes Bauen“.

 

Zurück zur Frage. „Aktive“ Solarenergienutzung ist prinzipiell an nahezu jedem Haus möglich. Hier ist gemeint, dass Sonnenwärme mittels eines wasser- oder luftführenden Kollektorsystems geerntet und nutzbar gemacht wird. Das kann sowohl für die Brauchwassererwärmung als auch für die Raumheizung sinnvoll sein. Schauen wir uns ein beispielhaftes Schema an. Hieraus lassen sich diverse, individuelle Varianten ableiten, bis hin zum Nullenergie-Haus (in Kombination mit der o.g. passiven Nutzung der Sonne.) Solare Brauchwassererwärmung hat regelmäßig einen Jahresdeckungsgrad von 75 %.

Wie funktioniert das? Solarwärme wird in Sonnenkollektoren (S) gewonnen und in einem Pufferspeicher (P) gespeichert. Von dort wird die Wärme zur Raumheizung in die (Flächen-)Heizkörper (H) geleitet. Über eine, mit dem Pufferspeicher verbundene, Frischwasserstation (F) wird Brauchwasser für Bad und Küche hygienisch erwärmt. Fehlende Wärme wird durch eine Zusatzheizung (Z) dem Pufferspeicher zugeführt. Das zentrale Element der thermischen Nutzung von Sonnenenergie ist der Pufferspeicher.

Es gibt noch viel zum Thema zu sagen. Für heute soll das Prinzip der thermischen Solarenergienutzung ausreichend beschrieben sein.

Hier noch zwei verwandte Fragen und Antworten:
Was ist ein Sonnenkollektor?
Wie ist ein Sonnenkollektor aufgebaut?

 

Baustoffe vs Innenraumklima

„Wann fördern, wann schaden Baustoffe einem guten, gesunden Innenraumklima?“

Das sollte eine der wichtigsten Fragen überhaupt sein beim Bauen. Die meisten kennen nicht einmal die Frage, obwohl sie sich ständig in Innenräumen aufhalten. Kennen Sie noch den Begriff „sick building syndrome“? Heute redet keiner mehr darüber. Dennoch ist das Thema aktueller denn je.

Es ist umfangreich und ich könnte mich jetzt hier in seinen Tiefen verlieren. Aber das lassen wir. Es soll hier auch nicht auf die besonderen Notwendigkeiten von Allergikern ein gegangen werden. Das ist ein wichtiges, eigenes Thema auf das wir noch kommen werden.

Platt gesagt entsteht gutes Innenraumklima, wenn keine Schadstoffe aus den, den Raum umfassenden Flächen ausdünsten, Gerüche reduziert werden und die Luftfeuchtigkeit im angenehmen Rahmen bleibt. Hierauf wollen wir uns konzentrieren.

Man sagt, Wände sollten atmen. Das tue ich auch regelmäßig. Aber naturlich ist das Unsinn. Oder haben Sie schon einmal eine ein- und ausatmende Wand gesehen? Bauteile atmen ebenso wenig wie eine „Goretex“-Jacke oder ein „Funktionsshirt“ aus Kunst(stoff)faser. Bei letztern geht es um die Durchlässigkeit von Wasserdampf. Dafür weisen die Stoffe und Beschichtungen kleinere oder größere Löcher auf. Was sie nicht können, ist Wasserdampf puffern, also speichern und wieder abgeben. Dazu braucht es Naturfasern, z.B. Wolle. Mit Baustoffen verhält es sich genauso.

Bauteile wie Außenwände, Dächer etc. sollen sicherlich winddicht sein. Es sollte weder von außen nach innen, noch von innen nach außen Luftbewegungen geben. Die heute überall geforderte „Luftdichtigkeit“ ist allerdings auch wieder Unsinn. Bauteile sollen nicht luftdicht wie eine Glasflasche oder wie eine Aluminiumfolie sein. Das lässt sich auch kaum herstellen. Es soll nur nicht durch das Bauteil, z.B. den Anschluss Fenster – Wand, ziehen. Gelüftet wird anders.

Kleiner Exkurs: Es gibt Bauteilaufbauten, die fordern eine relativ hohe Dampfdichtigkeit, damit es nicht in dem Bauteil zu Tauwasserausfall kommt un die Funktion und Dauerhaftigkeit des Schichtaufbaus beinträchtigt wird. Wir reden hier von mehr oder weniger starken Dampfbremsen, früher auch Dampfsperren. Auch das ist ein eigenes, durchaus auch kontrovers gehandhabtes, Thema für einen eigenen Beitrag.

Es ist gut, wenn die verwendeten Baustoffe (und damit die Bauteile) insofern „atmungsaktiv“ sind, als sie sorptionsfähig und kapillar leitfähig sind. Das deutet, dass sie Wasserdampf aufnehmen, speichern und in gleichem Maße wieder abgeben können. Gleichzeitig können sie Wasserdampf im Bauteil transportieren. Wir reden hier nicht von Feuchte, nicht von flüssigem Wasser im Bauteil. Analog würden wir von Luftfeuchte (Wasserdampf in der Luft), aber nicht von Regen (Wassertropfen in der Luft) reden.

Warum ist das gut? Weil so die Bauteile dauerhaft trocken bleiben, immer ungefähr Ausgleichsfeuchte aufweisen, nicht schimmeln oder von anderen Schädlingen befallen werden. Ein Holzbalken mit 20 % Holzfeuchte, ist ein langlebiger Holzbalken. Und weiter, weil manche Schadstoffe und Gerüche an Wasserdampfmolekülen angelagert sind. Wenn es einen Austausch zwischen  der Raumluft und den umfassenden Flächen gibt, z.B. Lehmputz, riecht die Luft einfach besser, als wären die Wände lackiert.

Fazit: Bauteile und ihre Baustoffe sollen möglichst stark Wasserdampf sorptionsfähig und kapillar leitfähig sein, um ein gutes Innenraumklima zu erreichen. Je weniger sie das sind, desto mehr müssen Ersatzmaßnahmen getroffen werden und – ich behaupte das einmal – desto aufwändiger werden sie in ihrer Konstruktion oder den technischen Maßnahmen wie Lüftungsanlagen.

Gehen Sie einmal in einen „Glaspalast“ oder einen „Betonbunker“ und lassen Sie das dortige Klima auf Sie wirken. Sie können auch in die Geschäftstelle von altbau plus e.V. kommen: Glasfassade und Betonwände. Dann besuchen Sie ein Jahrhundertwendehaus oder am besten ein Holzhaus mit Lehmputz. Ich werde Ihnen dann nicht mehr viel erklären brauchen.

Zum Schluss bleibt anzumerken, dass die Struktur und Haptik der Oberflächen, Licht und Akustik weitere entscheidende Faktoren für das Wohlfühlen in Innenräumen sind…

Quelle der Grafiken: http://altbau-faqs.de/wp-content/uploads/Eckermann-Ziegert-Lehmputz-Raumklima-1.pdf

 

Abdichtung bei Teilunterkellerung

„Der Keller ist feucht. Kondenswasserprobleme sind ausgeschlossen. Das Haus ist teilunterkellert. Auch die Kellerwand unter dem Haus ist feucht. Wie kann hier abgedichtet werden?“

Schauen wir uns die Skizze an:

Oben der Systemschnitt durch ein teilunterkellertes Haus, unten ein Ausschnitt aus dem Grundriss des Kellers. Die zugänglichen Kellerwände können auf verschiedene Weisen abgedichtet werden – außer von innen (davon halte ich nur in besonderen Einzelfällen etwas, auch wenn hierfür eine Reihe mehr oder weniger genialer Lösungen angeboten werden). Es bieten sich die bekannten zementösen Dichtschlämmen, Bitumendickbeschichtungen, Kunststoffe oder Verkieselungen an. Ich bevorzuge allerdings in jedem Fall eine mineralische Abdichtung (z.B. „Dernoton“). Dazu hier ein ausführlicher Beitrag.

Doch zurück zur Frage. Alle die bekannten Abdichtungen benötigen eine ebene Wand, auf die sie aufgetragen werden. Für eine mineralische Abdichtung gilt das nicht. Die Mittelwand des Hauses hier soll, wie eingangs gesagt, auch abgedichtet werden. Dazu müsste man unter dem rechten Teil des Hauses einen Tunnel graben. Das ist eher unwahrscheinlich.

Mittels einer mineralischen Abdichtung kann das Haus rings um ausgegraben werden und dort, auch wo keine Kellerwand mehr ist,das dichtende Material eingebracht werden. So kann seitliches Wasser nicht mehr unter das Haus gelangen. Die Mittelwand bleibt trocken.

Mineralische Abdichtungen sind frei von chemischen Bestandteilen. Sie bestehen aus definierten Sanden und quellfähigen Tonen. Das Material wird, wie Füllkies, lagenweise verdichtet in die Erde eingebracht. Dazu benötigt es keine Wand. So kann um das Haus herum eine abdichtende Fläche geschaffen werden.

Wenn auch der Boden – vor dem Bau des Hauses – mit einer mineralischen Abdichtung versehen würde, hätten wir keine „Schwarze Wanne“ (Bitumen) oder „Weiße Wanne“ (WU-Beton), sondern eine „Braune Wanne“. Das Prinzip der „Braunen Wanne“ ist älter und bewährter als die moderne Bauchemie.

Die erdölbasierte Bauchemie und der Betonbau haben die „Braune Wanne“ leider weit zurück gedrängt. Das ist aus baukonstruktiven und aus wirtschaftlichen Gründen dumm, denn sie ist deutlich Überlegen im Einbau als auch in der Haltbarkeit. Gleiches gilt für die Ökobilanz oder nur den CO2-Fußabdruck.

Wenn Sie eine konkrete Beratung oder Planung benötigen, stehe ich gerne zur Verfügung (www.olaf-paproth.de).

 

Wie ist ein Sonnenkollektor aufgebaut?

Im vorigen Beitrag wurde erklärt was ein Sonnenkollektor oder ein PV-Modul ist. Ist ein Sonnenkollektor nicht aufwendige, anfällige Hightech?“

Hightech ist eher die Herstellung, die Kollektoren selber nicht – was ich angenehm finde. Es gibt sehr effiziente Vakuumröhren-Kollektoren. Das sind Glasröhren in denen ein Vakuum herrscht zur Wärmeisolierung und den Absorber umschließt. Gleichzeitig gibt es gute Selbstbausysteme, deren Wirtschaftlichkeit keinen Vergleich zu scheuen braucht. Wir nehmen jetzt einen 15 Jahre alten industriellen Flachkollektor auseinander und schauen uns das Bild für Bild an:

  • Der Kollektor, wie wir ihn vom Dach geholt haben.
  • Das spezielle Solarglas ist entfernt und der Absorber wird sichtbar.
  • Er besteht aus je einem Verteiler- und einem Sammelrohr aus Kupfer,
  • dazwischen befinden sich die Absorber, also Kupferrohr mit Absorberblechen.

  • Unter dem Absorber ist eine temperaturbeständige, nicht brennbare Wärmedämmung plaziert.
  • Das Ganze wird in ein Gehäuse, hier eine Wanne aus ABS-Kunststoff, montiert.
  • Das Solarglas ist hagelfestes Sicherheitsglas.
  • In diesem Fall war das Glas mit dem Kunststoffgehäuse und einer Befestigungsschiene unlösbar verklebt. (Ich meine, es gäbe schlauere Bauweisen, bei denen das Glas keine tragende Aufgabe hat, so dass es demontierbar ist. Dadurch wäre es möglich den Kollektor (Absorber) zu reparieren.

Fazit: Ein Flachkollektor ist einfache Lowtech. Auch wenn wir diesen auseinander gebaut haben, hält so Sonnenkollektor in der Regel länger als 15 Jahre.

Es gibt im Ökobuch-Verlag ein klasse Buch, das sehr fundiert beschreibt, wie man eine Solaranlage zur Wärmegewinnung aufbaut. Es hilft auch industriell hergestellte Systeme zu beurteilen. Interessant sind die Hinweise zu Dachintegration. Meist sehen die aufgesetzten Sonnenkollektoren und Photovoltaik-Module architektonisch doch recht bedenklich aus. Das ging besser.

 

 

Was ist ein Sonnenkollektor?

„Sonnenkollektor, Solarzelle, PV-Modul. Ist das das gleiche? Oder wo sind die Unterschiede?“

Lassen wir uns vorne beginnen. Sonnenenergie kann am Gebäude auf zwei Arten genutzt werden:

  • Zu einen „passiv„, das bedeutet, die Bauform, die Ausrichtung zur Sonne, die Größe und Lage der Fenster, die Zonierung der Grundrisse sind so gestaltet, dass in den Heizmonaten möglichst viel Sonnenwärme in das Haus eindringen kann und dort gehalten wird. Während „Passivhäuser“ besonders gut gedämmte Gebäude sind, die nur minimalen Heizbedarf haben, sind „Solarhäuser“ ebenfalls gut gedämmt, fangen aber gleichzeitigt möglichst viel Sonnenwärme ein. Natürlich muss man im Sommer für eine angemessene Verschattung sorgen. Diese kostengünstigen Chancen passiv Energie einzusparen werden regelmäßig vertan.
  • Zum andern „aktiv„, also mittels technischer Geräte. So kann Sonnenenergie zur Wärmegewinnung und zur Stromerzeugung genutzt werden.
  • Kombinationen von beiden wären das Ideal.

Zur Stromerzeugung werden Solarzellen, bzw. Photovoltaik-Module oder PV-Module eingesetzt. Hier wird Licht direkt in elektrischen Strom umgewandelt. Das ist heute recht weit verbreitet – naja, die meisten Häuser haben noch immer keine Solarzellen.

Die Wärmeerzeugung erfolgt in Sonnenkollektoren. Hier wird die Strahlungswärme der Sonne zur Erwärmung von Wasser (Wasser-Frostschutz-Gemsich) oder Luft genutzt. Diese Wärme wird dann für Brauchwasser, Heizung und Lüftung eingesetzt. Erstaunlicherweise hat sich diese Technik nicht durchgesetzt.

Dabei hat ist eine solare Brauchwassererwärmung in einem üblichen Investitionszeitraum von 10 bis max. 15 Jahren amortisiert. Sie hat bis dahin nicht unbedingt die großen Renditen abgeworfen, aber bitte, was ist das für ein Argument? Eine Heizung, für die kontinuierlich Gas öder gar Öl eingekauft werden muss, produziert konstant Kosten und CO2, ist vom Markt abhängig usw.. Welche Rendite bringt die? Die Solaranlage kostet nicht mehr, ist aber gut für unsere Umwelt – also doch eine Rendite.

Wo ich gerade dabei bin: Warum bei den heute vorgeschriebenen Be- und Entlüftungsanlagen nicht standardmäßig Solar-Luft-Kollektoren integriert werden, ist mir ein Rätsel. Konsequent wäre es dann, bei gut gedämmten Häusern direkt Luftheizungssysteme einzubauen anstatt wasserführender Technik. Sie gibt es seit den 1970er Jahren. Wir haben sie leider nur einmal einbauen dürfen.

Wenn es interssiert, schauen wir uns an wie ein Sonnenkollektor aufgebaut ist.

 

Gründach = Hitzeschutz?

„Sie propagieren doch Gründächer auch immer mit dem Argument „Hitzeschutz“. Aber das ist doch Unsinn. Als wenn es darauf ankäme.“

Mit Verlaub, das ist kein Unsinn. Anstatt nun eine lange Liste mit Fachliteratur von vor 35 Jahren bis heute anzuführen, die die Grundlage für meine Thesen sind, machen wir es konkret. Mit dem Beitrag „Gündach – einfach machen“ hatte ich ja am Beispiel eines kleinen Erkerdaches an unserem Haus gezeigt, wie es geht ein Gründach zu bauen. Inzwischen ist das Dach einige Wochen alt – und es ist Sommer geworden.

Letztes Wochenende habe ich die Temperaturen auf der Straße, im Garten und auf dem kleinen Gründach gemessen und, weil es gerade erreichbar war, auch die der grauen Dachpfannen des Geräteschuppens. Schaun wir mal:

Ich denke, die Zahlen sprechen für sich. Jetzt stellen wir uns einmal vor, die Dächer sähen nicht so aus, wie das hier, oben gezeigte Flachdach, und auch die Vorgärten nicht so, sondern wären wirklich grün (nicht nur mit kurz geschnittenem, trockenem Rasen), dann hätte das Auswirkungen auf die Überhitzung der Städte, den Einsatz von Klimaanlagen, die CO2-Frage… Unser junges Gründach ist noch nicht fertig und doch zeigt es schon die besten Temperaturwerte der Tabelle. Es ist nur extensiv begrünt, also mit minimalem Substrataufbau. Da geht noch viel mehr. Die erwähnten Dachpfannen, übrigens, waren 50 Grad warm, mehr als das doppelte des Gründaches.

Den Test kann jeder machen. Es braucht nur ein Oberflächenthermometer aus dem Baumarkt. Sie sehen, Sie brauchen mir nicht glauben.

Damit Sie wissen wovon wir reden, hier die Fotos der Messtellen:

und die Klimadaten vom Tag (www.windy.com):

Um wissenschaftlich präzise zu sein, bedürfte es längerer Messreihen. Das ist längst Schnee von gestern. Es geht mir hier um das Erleben. Dafür brauchen Sie an einem sonnigen Tag nur auf eine baumlose Straße oder Freifläche treten und danach in einen Park. – Jetzt sind Sie dran: fangen Sie mir Ihrer Garage an und beweisen mir, dass ich Unsinn rede.

Gründach – einfach machen

„Warum stoße ich regelmäßig auf Widerstand, wenn ich die Begrünung von Flach- und flachgeneigten Dächern vorschlage? Warum ist das nicht eine Vorschrift zur Verbesserung des Stadtklimas?“


Rückbau eines alten Bitumendaches (Sondermüll). Es bekam eine EPDM-Folie und Begrünung.

Die Frage kann ich nicht beantworten. Mir ist das unbegreiflich. Überall werden Flachdächer gebaut – Häuser „im Bauhausstil“ – und deren Dächer werden nicht begrünt. Dafür werden die Vorgärten mit Folien und grauem Schotter „gestaltet“. Fertiggaragen haben noch immer keine Gründächer als Standard usw. usw.. Dabei ist es so einfach.

Gründächer sind langlebiger, bieten einen besseren sommerlichen Wärmeschutz, verbessern das Mikroklima. Photovoltaik-Anlagen haben eine besser Effizienz, da das Dach, auf dem sie montiert sind, die PV-Module nicht unnötig aufheizt. Wurzelfeste, einlagige EPDM-Folien haben eine garantierte Lebensdauer von 30 Jahren bzw. nachgewiesenen 50 Jahren. Es bedarf keiner aufwendigen Dachaubauten mit mehrlagigen Bahnen und aufwendigem Substrataufbau. Die wären zwar nicht falsch, aber nicht unbedingt nötig. Es geht auch einfach. Das ist das Thema heute.

Wir haben in den letzten Wochen ein kleines Flachdach auf einem Erker begrünt. Aus dem Treppenhaus schauen wir immer drauf. Es ist viel hübscher jetzt – im Gegensatz zum Dach von Nachbars Gartenhaus, das die Tage in Brand stand.

Um es gleich zu sagen: Das, was wir hier im Kleinen getan haben, funktioniert im Großen genauso.

   
Das Dach des Erkers / Blähton / Die am Stück gelieferte EPDM-Dachfolie / Komposterde

   
   
Auslegen und anpassen der wurzelfesten, UV-beständigen EPDM-Folie. Zur Wasserhaltung haben wir ringsum eine kleine Aufkantung eingebaut.

   
Den frischen Kompost eigener Herstellung haben wir mit Blähton abgemagert und so eine bessere Wasserhaltung erreicht. Weil nach dem Aussähen der Gräsermischung bald die Tauben kamen, haben wir den Kaninchendraht ausgelegt bis er nicht mehr nötig ist. Die Randbohle ist nicht nötig. Da wir hier aber keinen Kiesstreifen haben wollten, boten sich diese Holzreste an. Sie dürfen verrotten. Bis dahin hält das Wurzelwerk den Boden zusammen.


Das neue Gründach zweieinhalb Wochen nach der Aussaat. Bauzeit insgesamt: gemütliche 8 Stunden inklusive Holzlatten suchen, Kompost im Garten beschaffen, die 50 Jahre alte Teppichschere wieder finden…

So hat sich das Gründach 2021 entwickelt:

So sieht es im April 2022 aus:

altbau plus bei youtube

Der erste Vortrag im Stil der Sanierungstreffs ist nun als Video bei youtube zu sehen. Damit hat altbau plus e.V. ein Anfang gemacht nun auch dieses Medium für die Beratung und Information zu nutzen. Der Kanal abonniert werden. Wir werden in den Altbau FAQs auf neue Videos hinweisen.

 

facebook

Die Altbau-FAQs gibt es auch auf facebook. Die Beträge auf der Webseite (also hier) können je nach Frage ausführlicher sein. Dagegen wird die Reihe der Fragen & Antworten bei facebook mit interessanten Links ergänzt.

Ein weiterer Vorteil der Webseiten-Version ist die bessere Such- und Orientierungsmöglichkeit. Hier lässt sich einfach besser stöbern und recherchieren. Via facebook ist es dagegen leichter von neuen Beiträgen zu erfahren. Zwie Wege, die sich ergänzen sollen.

 

Holzfenster?

„Immer wieder taucht der Wunsch nach Kunststoffenstern auf. Begründet wird dieser meist nur mit der pauschalen Aussage, Kunststoffenster seien besser als Holzfenster. Dabei  sind Sie aber schon allein aus haptischen und optischen Gründen eher dritte Wahl. Was tun für eine sachliche Diskussion?“

Holzfenster, historisches Profil, Lasur-Anstrich, EnEV-konform

Warum Kunststoffenster, genauer PVC-Fenster, kritisch zu betrachten sind, wird bei Wikipedia hinreichend beschrieben. Hier sei nur ihre Nachhaltigkeit infrage gestellt – und ihr architektonischer Wert. Holzfenster sind in diesem Zusammenhang kaum zu schlagen.

Ich halte Kunststoffenster im Wohnungsbau grundsätzlich für überflüssig, denn fachgerecht hergestellte und eingebaute Holzfenster stehen guten Kunststoffenstern nicht nur in Nichts nach, meist sind sie insgesamt die Besseren – insgesamt = in der Gesamtbilanz aller Qualitätsmerkmale. Soll der Pflegeaufwand minimiert werden (Das ist der einzige, mir bekannte Grund, für die obige Pauschalaussage), bieten sich Holz-Aluminium-Fenster an. Deren Preis ist heute nur wenig teurer und armortisiert sich in kurzer Zeit.

Wir wollen an dieser Stelle aber keine Abhandlung über PVC, Holz oder Aluminium in Form von Fenstern diskutieren, sondern ein paar einfache, praktische Hinweise geben, wann ein Holzfenster funktioniert und wann nicht. Die Aufzählung ist auch nicht vollständig. Sie ist dafür gedacht, die weit verbreitete Engstirnigkeit im Umgang mit dem Thema zu erweitern und den Fokus auf handwerklich saubere Arbeit zu lenken.

Holzfenster, Südwest-Ausrichtung, 30! Jahre alt (die Schwarz-Weiß-Darstellung zeigt die Fehler besonders gut)

Bei diesem Fenster sind einige grundlegende konstruktive Fehler zu sehen:

Das „Dachschindelprinzip“ wurde nicht eingehalten. Ein Wetterschenkel am Flügelprofil fehlt. Statt dessen wurde das Regenwasser in eine Rinne im Blendrahmen geleitet. Von dort soll das Wasser durch eine einzige Öffnung wieder austreten. Die Rinne im Innern des hölzernen Rahmens weist kein Gefälle zur Entwässerungsöffnung hin auf. Wie soll hier – geplant eindringendes – Wasser vollständig abfließen? So, wie es ist, bleibt immer Wasser/Feuchtigkeit stehen. Was hat Regenwasser überhaupt IN einem Fensterrahmen zu suchen? Richtig, nichts. Der klassische Wetterschenkel unserer Großväter wäre hier richtig gewesen.

Nächster Fehler: Keine Tropfkante zur Fensterbank, sondern bündiges ansetzen. Herunterlaufendes Wasser kriecht hier in die Fuge und hält den Blendrahmen feucht. Der sollte aber möglichst zügig trocken können.

Gleiches gilt analog für die senkrechte Leiste des Blendrahmens links. Sie ist nicht mit dem waagerechten Profil verleimt. Es bildet sich eine Fuge, in die Wasser eindringt. Den Rest zeigt das Bild.

Die mittlere senkrechte Anschlagleiste ist unten waagerecht anstatt schräg abgelängt. Dadurch bleiben immer Wassertropfen hängen. Die Feuchtkeit kann in das Hirnholz eindringen.

Die untere, waagerechte Abschlussleiste wurde nach dem Einbau angesetzt. Der Ansatz an den Blendrahmen wurde mit Acryl abgespritzt, weil der Ansatz nicht fachgerecht ausgeführt wurde. Es entstand eine Fuge, durch die Wasser hinter die Leiste gerät – durch die Risse im Acryl auch.

 

Zurück zum Dachschindelprinzip: Hier ist dem entgegengesetzt gearbeitet worden. Das Holzfenster wurde ähnlich wie Kunststoffenster konstruiert. Für die ist es zwar auch nicht intelligent, Wasser durch den Rahmen zu führen, aber möglich. Für dieses Holzfenster muss festgestellt werden, dass sein Fensterbauer keine Ahnung von Holz hatte. Ein einfacher Wetterschenkel, der über die untere Anschlussleiste reicht, hätte das Fenster robuster gemacht. Wetterschenkel können so konstruiert werden, dass sie sich leicht austauschen lassen. Das verlängert die Lebensdauer des Fensters noch einmal.

So ist es fast erstaunlich, dass das Fenster tatsächlich inzwischen 30 Jahre alt ist und ansich bestens funktioniert. Es ist dicht, stabil und sicher. Ermöglicht hat das der richtige Anstrich. Anstatt, wie früher oft üblich, das Fenster mit einem Lack anzustreichen, wurde eine offenporige, pigmentierte, UV-stabile Naturöl-Farbe verwendet, sowohl für den Erstanstrich als auch für die Folgeanstriche. Die Bilder zeigen den Anstrich von vor 8 Jahren. Es ist eine sonnenbeschienene Wetterseite.

Also, wir haben festgestellt, dass der Werkstoff Holz seine Regeln hat. Ein Handwerksmeister kennt seine Materialien und hält sich an die Regeln.