Vom Dämmspecht heute

Heute war er wieder da, der „Dämmspecht“. Er hat es längst in die einschlägige Presse geschafft. Dennoch hat ihn kaum jemand zu Gesicht bekommen. Nein, nicht den Specht an der Fassade meines Nachbarn, sondern seine doch nicht so seltenen Kollegen. Auch ich war mit der Kamera wieder nicht schnell genug. Wovon ich rede?

Die Wand des Altbaus wurde mit einem Wärmedämmverbundsystem gedämmt. Das Material der Dämmung ist hier Polystyrol. Darüber ein dünnlagiger Putz mit Armierungsgewebe. Der Blockinnenbereich hier bei uns ist recht groß und noch immer weitgehend grün mit Schrebergärten und alten, hohen Bäumen. So besucht uns immer wieder auch ein Specht. Der hat gefallen an der Fassade gefunden. Mit Inbrunst klopft er den Putz auf und höhlt die Dämmung dahinter aus. Die Bilder zeigen das.

Aufmerksam wurde ich darauf, weil die Klopfgeräusche so laut waren, dass ich sie durch das geschlossene Bürofenster hören konnte. Es ist ein „Sound“ wie auf Holz klopfen. Das ist der Grund, warum der Specht hier aktiv wird. Außerdem ist das Dämmaterial schön leicht auszuhöhlen.

Bei der Auswahl der Materialien der nachträglichen Wärmedämmung eines Altbaus – aber auch beim Neubau – kann darauf geachtet werden, ob es dem Specht leichter oder schwerer gemacht wird. Dämmsysteme mit einer relativ schweren Dämmung, z.B. aus Holzfasern, klingen anders. Das soll ein Grundsein, warum hier weniger Schäden durch Spechte entstehen.

Wenn es dennoch passiert ist, wie hier, sollten die Löcher unbedingt wieder geschlossen werden, damit kein Wasser (es ist eine Wetterseite!) eindringen kann und die Wärmebrücke, die wir jetzt haben, geschlossen wird.

„Unsere“ Fassade ist zu hoch, um per Leiter repariert zu werden. Es ist ein Gerüst nötig. Da der Garten aber keinen Zugang zur Straße hat, muss das Material für das Gerüst durch das Treppenhaus getragen werden. Weil das Gerüst aber deutlich teurer ist, als das schließen der Löcher, bleiben diese. Unter dem Dachüberstand mag es regentechnisch kein Problem sein. Beim exponierten, runden Loch allerdings regnet es in und hinter die Dämmung – bis der Schaden angemessen groß ist, damit sich Gerüst rechnet.

Altbau-Bad ohne Fliesen

„Ein Altbau mit Holzbalkendecken. Wir wollen ein neues Bad einbauen, möglichst barrierearm. Es gibt überzeugende Gründe, warum wir keine Fliesen einbauen möchten. Gibt es Alternativen?“

Es gibt gute Alternativen, ebenso wie es gute Gründe gibt, auf Fliesen zu verzichten. Einen, wie ich finde, sehr angenehmer Badboden ist ein geölter Korkboden – nicht beschichtet, denn dann geht in der Regel die angenehme Haptik verloren. In Kombination mit weißen, teils verputzten, teils gekachelten Wänden, geölten Buchenholzmöbeln, weißen Waschbecken etc. und modernen, verchromten Armaturen durfte ich das einige Zeit in London genießen. Mit zusätzlichem Blick auf die Themse war das schon besonders. Leider hatte ich damals keine Fotos gemacht. Ein Anstoß für die Phantasie bietet vielleicht dieser Korkboden:

Jetzt das Ende der Schwärmerei: Korkboden im Badezimmer ja, in der Dusche nein. Wenn die Dusche bodengleich sein soll, fällt er also aus.

Ob Vinyl-Böden (PVC) im Duschbereich taugen, weiß ich nicht. Ich meide PVC soweit ich kann. Warum, kann man u.a. im „Ökologischen Baustofflexikon“ oder wikipedia nachlesen.

Aber ansich wäre aber ein angemessen flexibler Kunststoffbodenbelag, der Seife, Shampoo etc. aushält, ideal. Auf einer Dienstreise habe ich eine Lösung gefunden:

einen durchgehenden Kautschukboden. Solche Bodenbeläge bestehen aus Natur- und/oder Industriekautschuk. Sie sind sehr robust, schwer entflammbar und im Brandfall rauchgastoxikologisch unbedenklich. Je nach Hersteller und Produkt erreichen Kautschukböden Qualitäten für Zertifizierungen für Nachhaltigkeit und Wohngesundheit. Neu sind die „Gummiböden“ nicht, in privaten Bäder eher selten. Es gibt sie weit länger als 50 Jahre.

Im Bad oben wurde auf den Boden eine niedrige Anschlagschiene für die Duschabtrennung aufgeklebt. Bahnenstöße werden wasserdicht aneinandergefügt. Die Bahnen können so verlegt werden, dass in der Dusche kein Stoß nötig ist.

Linoleum wäre ansich auch ein guter, robuster und ökologisch sinnvoller Bodenbelag. Allerdings habe ich im Bad die Erfahrung gemacht, dass mache Cremes dauerhafte Flecken hinterlassen. Irgendwann landen die auch einmal auf dem Boden.

Andere fugenlose Bodenbeläge für das Bad fallen mir nicht mehr ein. Es gibt noch Fliesen in der Größe von etwa 1 x 2 m. Sie sind ungewöhnlich biegsam und auch für Holzböden geeignet. Sie können nur von geschulten Spezialisten verlegt werden – aber auch sehr gut aussehen.

In jedem Fall müssen vor dem Einbau des Bodenbelags die üblichen Abdichtungsmaßnahmen erfolgen.

Bauen mit Papier dauerhaft?

„Wir hören und lesen immer wieder, dass Zellulose-Dämmstoffe, also recycltes Papier, ebenso gute Dämmeigenschaften hat, wie die sonst üblichen Dämmstoffe, aber einen deutlich geringeren Fußabdruck an grauer Energie, also bezüglich Herstellung, Transport, Lagerung, Verkauf und Entsorgung. Aber halten die überhaupt lange und brennen die nicht?“

Es gibt so manche Baumaterialien aus Papier und sie sind ausgesprochen gut. Wir gehen einmal davon aus, dass sie vorschriftsgemäß trocken eingebaut sind, was ja für (fast) alle Materialien und Dämmstoffe gilt. Wo wir gerade dabei sind, bei einem Wasserschaden verhält sich Zellulose-Dämmaterial deutlich robuster als die üblichen Nicht-Naturbauboffe. Aber das nur am Rande.

Die Bilder zeigen Zellulosedämmung als Einblas- und als Mattenvariante (unten Mitte). Im ersten Bild ist sie lose geschüttet in der obersten Geschossdecke. Dann folgt eine Dachdämmung, eingeblasen zwischen die Sparren. Die blaue Bahn ist ein Baupapier zur Luftdichtung. Bild fünf zeigt eingebaute Zellulose-Dämmatten, Nummer sechs einen Erdgeschossboden mit Rohrdurchführung.

Auf Kunststoffolien und Ortschäume wurde vollständig verzichtet. Die Bilder stammen aus den Jahren 1989 bis 1995. Schon damals war das kein experimentelles Bauen, sondern Stand der Technik.

Die Frage nach der grauen Energie hat sich das altbau plus Energiefenster vor einigen Tagen angesehen.

Zum Thema Feuerbeständigkeit gibt es eine Vielzahl von Brandversuchen. Ein gelungenes Video haben wir bei youtube gefunden. Auch wenn dieser Test von einem Holzbauunternehmen durchgeführt wurde, kann er als beispielhaft gelten. Die Firma ist ja auch nicht Dämmstoffhersteller, sondern steht auf der Verarbeiterseite und muss gegenüber seinen Bauherren gewährleisten. Und natürlich spielt es für das Brandverhalten der Dämmstoffe keine Rolle, ob sie in einem Neubau oder einem Altbaudach eingesetzt werden.

Interessant dabei ist, dass Glaswolle und Steinwolle als „Nicht brennbar“ eingestuft werden. Streng genommen stimmt das. Allerdings tut diese Eigenschaft bei Frage nach einem vor Feuer schützendem Bauteil nicht viel zur Sache, wie zu sehen ist. Ach ja, analog zum Brandverhalten von recycelter Zellulose verhälten sich Dämmstoffe aus nachwachsenden, pflanzlichen Rohstoffen.

P.S.: Die Testbedingungen entsprechen nicht dem Normtestverfahren. Auch der „Dachaufbau“ ist nicht vollständig. Ich habe dieses Video ausgewählt, weil es auf einfache Weise eine Eigenschaft der Dämmstoffe zeigt. Es ist mir bewusst, dass dies der gängigen Praxis widerspricht.

Muss die Decke wirklich abgekratzt werden?

„Der Maler sagt, dass er die Decke nicht einfach überstreichen will, sondern dass alle alten Schichten entfernt werden müssen. Ist das wirklich nötig?“

Eine Altbaudecke, tapeziert, offensichtlich oft gestrichen. Teiweise löst sich die Tapete. Hier und da Unebenheiten, die auch übersehen werden könnten. Neu tapezieren sollte ausreichen. Doch der Maler will mehr. Warum?

Es ist schon richtig hier misstrauisch zu sein. Der Handwerker hat den Anspruch fachlich anständige Arbeit zu leisten – was wir ja auch erwarten. Das heißt ja nicht, dass immer „ein Rolls Royce“ an die Decke gepinselt werden soll, aber eine Gewährleistungen wir doch schon haben. Schauen wir uns die Decke an und das, was mit ihr gemacht wurde.

-1- Das ausgeräumte Wohnzimmer. Der Boden ist noch nicht abgedeckt.

-2- Tapete entfernen und erste Sondierungen bis zur allerersten Schicht. Es wurden Spachtelschichten auf Dispersionsfarbe auf Spachtelschichten auf Ölfarbe bis hin zur originalen Leimfarbe gefunden. Wer wohl auf die Idee gekommen war, die Decke in dunkelbraun zu streichen?

-3- Hier handelt es sich um eine alte Pliesterlatten-Decke, d.h. an die Holzbalken genagelte, kleine Latten als Putzträger mit Kalkputz. Da sie in der Regel recht fragil sind, wurde keine Schleifmaschine benutzt. Bei den vielen vorgefundenen Schichten wurde auf mehrmaliges Abbeizen verzichtet. Händisches Abkratzen bis zur ersten Farbschicht ist mühsam. Es war hier richtig, um angemessen sorgsam vorzugehen – und ein guter Verdienst für die Abiturientin im Hause.

-4- Erwartungsgemäß traten einige Überraschungen zu Tage. Ansich aber war die hundert Jahre alte Decke noch immer gut in Schuss.

-5- Bevor nun weitergearbeitet werden konnte, wurde die Decke mit diffusionsoffenem Tiefengrund verfestigt. Insgesondere Reste der wasserlöslichen Leimfarbe sollten keine Überraschungen verursachen. Es wäre nicht die erste Deckensanierung, die nach dem zweiten Anstrich wieder herunter gefallen wäre, wenn die aufgebrachte Feuchtigkeit endlich bis zur Leimfarbe durchgedrungen wäre, diese dann anlöste bis sie nicht mehr haftet. Zuerst wurden Versuche gemacht, bevor die komplette Decke behandelt wurde.

-6- Ursprünglichen waren es zwei Zimmer. Deren Trennwand wurde vor Jahrzehnten entfernt. Der so entstandene Deckenanschluss war mit Gipsmörtel und -spachtel auch über die alte Ölfarbe kaschiert – nicht sehr professionell. Hier musste erneut angeglichen werden.

-7- Brauner Spachtel, weißer Spachtel? Gips ist doch üblicherweise weiß, in England auch rosafarben. Nun, es wurde ja auch kein Gipsspachtel verwendet, sondern Lehm-Füll- und Flächenspachtel von zwei verschiedenen Herstellern. Die Farbe spielt dabei keine Rolle. Es gibt braune, weiße und andersfarbige Lehme für alle möglichen Zwecke am Bau.

-8- Das Spachteln wurde mehrlagig ausgeführt. Anschließend wurde die Decke – wieder von Hand – geschliffen. Da der Lehmspachtel relativ weich ist, war das weniger mühsam als zu erwarten wäre. In dem Bild liegt noch Staub in der Luft.

-9- Vor dem Farbanstrich wurde noch einmal grundiert. Es dann wurde mit einer Silikatfarbe zweimal gerollt. Sie hat eine sehr schöne, angehme Farbtiefe und wirkt weniger „aufgeklebt“ als Kunststoffdispersionen.

Soweit so gut, aber was ist nun mit der Frage eingangs? In diesem Fall ist die Antwort eindeutig: Ja, es war nötig. Der Maler hätte nicht gewährleisten können, dass die gesammelten alten Farb- und Spachtelschichten die weiteren neuen tragen würden. Außerdem ist jetzt eine solide Basis für spätere renovierungen geschaffen. Nach rund hundert Jahren darf das auch mal sein.

Eines bleibt noch anzumerken: Natürlich bleibt die Decke eine Altbaudecke. Die laserstrahlgenaue Ebenheit eines maschinell geschliffenen Neubaus lässt sich auf die hier gewählte Weise nicht erreichen. Dazu wäre eine neue Gipskartonkonstruktion nötig. Ob dabei die schönen runden Anschlüsse von den Wänden an die Decke erhalten blieben? In diesen Fall sollte der Charme des Altbaus erhalten bleiben.

Alte Elektroleitungen

„Was ist hier passiert? Wir haben die Tapeten entfernt, Löcher gefüllt und anschließend grundiert. Schon wärend des Aufbringens des Feinputz haben sich die Linien abgezeichnet.“

Die untere Linie führt geradewegs horizontal zur Steckdose rechts. Also wird hier das Kabel eingeputzt sein. Es zeichnet sich vermutlich deshalb ab, weil der Kabelschlitz nicht mit dem originalen Kalkputz, sondern mit Gipsputz gefüllt wurde. Das unterschiedliche Saugverhalten kann die Grundierung hier nicht vollständig ausgleichen.

Die Wand ist grundiert, Es ist noch nichts zu erkennen
Nach dem Aufbringen des Lehmputz und einer Nacht trocknen

Die obere Linie kommt von rechts oberhalb der Steckdose. Dort muss es einmal Dose gegeben haben. Dass dieser Schlitz allerdings links spontan nach oben abknickt, ist nicht ordnungsgemäß. Bei Verputzen der linken Wand wurde die Fortsetzung, in gleicher Weise abenteuerlich, sichtbar.

Soweit die Bauforschung. Die sollte bei der Altbausanierung aber stets parat stehen. Falls auf einer solchen Leitung wider Erwarten doch Spannung anläge, könnte das bekanntlich böse Folgen haben. Folglich wurden Anfang und Ende der Leitung gesucht und überprüft.

Über Pusch dieser Art können ganze Oper gesungen werden, Lieder reichen nicht da mehr. Es ist mir immer wieder unbegreiflich was für ein Schindluder so getrieben wurde, auch von Profis. Das – aus meiner Sicht – schlimme ist, dass sich das wenig geändert hat. Ich will wirklich niemand zu nahe treten. Sinn des Beitrags? Nutzt solche Gelegenheiten, wenn Unsichtbares sichtbar wird.

Ach ja, wieso ist die Grundierung Gelb und der Feinputz braun? Weil mit Lehmputz gearbeitet wurde und der passenden, körnigen – in diesen Fall gelben – Grundierung. Und warum gerade Lehmbaustoffe? Nun, sie sind in puncto Raumklima, Verarbeitbarkeit, Altbautauglichkeit und, nicht zuletzt, Nachhaltigkeit kaum zu schlagen. Mehr dazu bei den Lehmbau-FAQs.

Nachhaltiges Bauen vom Bund gefördert?

„In 2021 wird die neue „Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG)“ in Kraft gesetzt. dort soll es auch eine Förderung von Gebäuden geben, die eine Nachhaltigkeitszertifizierung vorweisen kann. Wann soll das geschehen und was soll das bedeuten?“

Das kann noch nicht beantwortet werden, denn es scheint aktuell weder klar, wann genau das neue BEG in Kraft treten wird und was „Nachhaltigkeit“ hier bedeuten soll. Die kfw-Bank meldet auf Ihrer Webseite, dass ab 01.07.2021 Anträge für die BEG gestellt werden können.

Das Informationsportal Nachhaltiges Bauen des Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat schreibt: „Nähere Informationen zu den Nachhaltigkeitszertifizierungen werden hier veröffentlicht, sobald diese erstellt und abgestimmt wurden.“ Die Seite bietet auch FAQs mit vielen Antworten aus erster Hand.

Fazit: Nix genaues weiß man nicht – noch nicht. Wir werden das Thema beobachten.

Bis dahin bleiben die Förderprogramme der kfw-Bank erhalten.

Altbau vs. Passivhaus

„Kann ich meinen Altbau so sanieren, dass er hinterher ein Passivhaus ist?“

Warum nicht? Wie immer kommt es auf das Haus an, aber das wissen wir ja. Richtig ist, das es falsch ist, zu behaupten, es sei grundsätzlich unmöglich. Hier ein schon einige Jahre altes Beispiel: ein Dreifamilienhaus, dessen Dach ausgebaut wurde, komplett neue Haustechnik mit thermischen Solaranteil, recht dicker Außendämmung und Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung erhalten hat – kurz, das volle Programm.

Mit Hilfe von Fördergeldern blieb die Fianzierung im Rahmen. Heute sind die Förderbedingungen deutlich besser als damals. Es lohnt sich sich hier gründlich zu informieren. Eine vernetzte, interdisziplinäre Planung ist bei solchen Vorhaben nötig. Es reicht sicher nicht aus, sich nur Handwerkerangebote einzuholen und einen Energiebrater für die Berechnungen für die Förderanträge zu beauftragen. Ein wenig mehr Enthusiasmus und Ergeiz ist von allen Beteiligten schon nötig. Warum sollte sich das nicht lohnen?

Wir können an dem Beipiel aber auch die Grenzen der Außendämmung sehen. Sie ist zwar gut gemacht, hat sich an das Original gehalten. Dennoch sind die Fensterleibungen nun schon recht tief. Bei einer anderen Architektur könnte man vertreten, die Leibungen etwas abzuschrägen. Hier wäre das zu fremd. Irgend einen Kompromiss muss man immer machen.

Was heißt das jetzt? Wieder einmal: Pauschalurteile sind wenig hilfreich. Ebenso, einfach irgend etwas machen ohne die Zusammenhänge zu betrachten. Man kann es nicht oft genug sagen. Allein die Perspektiven der Fördermöglichkeiten von kfw-Bank und bafa sind Motivation genug.

Fenster austauschen oder Reparieren?

„Das Fenster lässt sich nicht öffnen ohne, dass es aus den Angeln fällt. Muss ein neues eingebaut werden?“

In diesem Fall hat das Fenster einen Drehkipp-Beschlag. Das Kippen funktioniert, soll aus Energiespargründen aber nur selten genutzt werden. Bei der normalen Drehöffnung springt das Fenster aus der oberen Halterung des Beschlages. Es fällt an der Stelle nach vorne als würde es gekippt werden und droht gänzlich herauszufallen.

Die Antwort des angerufenen Fensterbauers nach der Bitte um Reparatur, nach ausführlicher Beschreibung auch mit Hilfe von Handyfotos, lautete: „Das lohnt sich nicht. Es kommen zwei Monteure, schauen sich das an, fahren wieder zurück, bestellen das Ersatzteil, kommen wieder, um es einzubauen. Kosten: 250,- bis 350,- €. Das ist ja schließlich ein Holzfenster und 15 Jahre alt. Bauen Sie lieber ein neues Kunststoffenster ein und sparen sie die Reparaturkosten.“

„Wie jetzt? Da ist etwas am Beschlag kaputt und ich soll ein neues Fenster einbauen??“

Manchmal ist das sicher richtig. Aber vorher sollte bitte genau hingesehen werden, wie hier dann geschehen. Der Fachmann wurde nicht beauftragt, sondern selbst Hand angelegt.

Der Axerarm (siehe Fotos) springt beim bewegen aus einem „Pin“ und verliert seinen Halt. Warum? Weil er nach oben verbogen ist. Das Blechteil könnte einfach bestellt und ersetzt werden. Ja, es gibt die Ersatzteile beim Hersteller. Allerdings ist die Größenbezeichnung so angebracht, dass der Arm ausgebaut werden muss, um sie abzulesen. Hm, dann kann man doch gleich versuchen den Arm gerade zu biegen? So wurde es gemacht. Das Fenster funktioniert wieder einwandfrei. Das Alles hat knapp eine halbe Stunde gedauert. Es war nur eine Person nötig.

Sicher können dafür keine fünf Jahre Gewährleistung gegeben werden. Das hat aber auch niemand verlangt. Warum war der Arm verbogen? Vermutlich weil das Fenster eine Zeit lang geklemmt hat und mit Kraft zugedrückt wurde, anstatt den gesamten Beschlag regelmäßig zu ölen. Auch das ist behoben. Das Fenster wird noch einige Jahre gut funktionieren.

Exkurs zum Thema Nachhaltigkeit: ökologisches und wirtschaftliches Handeln deckt sich wieder einmal. Der Fensterbauer dagegen hat einen Kunden verloren, auch für den Fall, dass eine Reparatur einmal nicht so leicht ist wie dieses Mal. Ich mag diese einfachen Beispiele, denn sie zeigen so schön , wie einfach Nachhaltigkeit sein kann.

Beratung

Die Altbau-FAQs können nur Hinweise geben und Erfahrungen berichten zu einzelnen Fragen des Sanierungsprozesses. Eine zusammenhängende Beratung für Ihr konkretes Vorhaben ersetzen sie nicht. Den Anfang sollten fachlich versierte, mit Altbauten vertraute und vor allem neutrale Stellen machen.

In Aachen und der Städteregion Aachen steht dafür der gemeinnützige Verein altbau plus e.V. zur Verfügung. Er bietet kostenlose Erstberatung, „Inititalberatung“, in Form von Vorträgen, Sprechstunden und Veranstaltungen. Die Berater des Vereins sind erfahrene Architekten und Ingenieure.

Sanierungstreffs – monatliche Vorträge zu aktuellen Themen

Sprechstunden – individuelle Beratung

Veranstaltungen – Messen, Ausstellungen, Tagungen

Bei der Sanierung eines Hauses – einer Wohnung, eines Büros, einer Praxis, einer Werkstatt etc. – müssen eine Reihe unterschiedlicher Gewerke ihren Zuamenhängen betrachtet werden. Fachingenieure wie Statiker und Energieberater und Handwerker sind spezialisiert auf ihr Gewerk. Auch, wenn sie einige Erfahrung haben, gehört es nicht zu ihren Aufgaben alle Gewerke ganzheitlich zu planen und zusammen zu bringen. Fehler, die bei solcher Art Planung entstehen mögen, sind unter Umständen nicht von deren Berufshaftpflichtversicherungen gedeckt. Dann haben Sie, als Bauherren, ein Problem. Es erscheint logisch, sich an die Fachleute für das Gesamte zu wenden.

Klassischer Weise sind das Architekten. Sie sind, gemäß der Statuten der Architektenkammern, unabhängig von den Auftragsvergaben an Handwerker oder Produktlieferanten. Ein Akquisitionsgespräch im Büro des Architekten oder auch vor Ort ist in der Regel kostenlos für Sie als Bauherren. Alles, was darüber hinausgeht, muss selbstverständlich angemessen bezahlt werden. Die Architektenkammern erläutern Ihnen das gerne, z.B. die aknw in Nordrhein-Westfalen.