Archiv des Autors: abfde

Müssen es immer Silikonfugen sein?

Auch ein Beitrag zur Nachhaltigkeit:

 

Der Holzdielenboden des Jahrhundertwendehauses ist original. Es sind tatsächlich die ersten Dielen, die hier eingebaut wurden. Sie haben ihre Spuren erhalten, aber dazu in einem anderen Beitrag. Hier geht es um die Fuge zwischen den später eingebauten Fliesen vor der Küchenzeile und den besagten Dielen. Im Laufe der Geschichte war hier eine „Matschepampe“ eingebaut worden, die seit geraumer Zeit nicht mehr dauerelastisch war, dafür ziemlich unansehnlich. Sollte wieder ein dauerelastisches, spritzbares Material in die Fuge, Silikon oder so?

Bei der Größe der Fuge von 10 – 12 mm wäre Spritzkork möglich, aber der würde optisch auffallen. Einen Streifen Kork, so wie er in Dehnungsfugen bei großen Parkettflächen verwendet wird, könnte man auch einpassen. Doch er fällt auch auf: Kork zwischen Dielen und Fliesen – hm.

Die letztlich sogar einfachste Möglichkeit war eine simple Holzleiste. Mit etwas Schleifen und einseitig Holzleim, war sie ebenso zügig eingebaut, wie der erwähnte Spritzkork – oder gar der sprichwörtliche „Handwerkertrost“ Silikon. Mit der Auffrischung der Dielen kam die farbliche Annäherung. Den Rest übernimmt die Sonne.

 

Graue Energie von Baumaterialien und Bauwerken

„Alle reden von CO2-Reduktion – und bauen dann mit Hitech-Dämmstoffen eingepackte Betonbauten. Die Energieeffizienz der Heizanlagen wird mit einer Betonkerntemperierung optimiert. Dabei ist doch bekannt, dass der Betonbau zu den größen CO2-Emittenten weltweit gehört. Wie sieht das aus mit der grauen Energie, der Ökobilanz von Baustoffen bzw. Bauweisen?“

Wir wollen hier nun nicht den Betonbau als alleinigen Buhmann darstellen. Es gibt mehr Baustoffe und Bauweisen, die man kritisch hinterfragen muss. Das gilt auch für manchen Naturbaustoff. Es kommt immer auf den konkreten Anwendungsfall an – und das meine ich absolut nicht als Floskel. Die bisher fleißig geübte Einstellung „Beton ist immer richtig“, ist genauso dumm wie „Natur ist immer besser“. Wir erinnern uns an die Citrusterpene als Lösemittel in Naturharzfarben – und die Kopfschmerzen nach dem Verarbeiten. Also, worum geht es?

„Graue Energie“ ist der kumulierte Aufwand an nicht erneuerbarer Primärenergie, die zur Herstellung und Entsorgung eines Baustoffes benötigt wird.

Um ehrlich zu sein, es übersteigt die Altbau-FAQs, hier eine erschöpfende Antwort zu geben. Neben anderen hatte sich auch Prof. Frederic Vester bereits in den 1970er- und 80er-Jahren ausführlich mit der Frage der Nachhaltigkeit und der Symbiose menschlicher und natürlicher Kreisläufe beschäftigt. Seinem Ansatz wurde nicht gefolgt. Dennoch halte ich ihn für den besseren, verglichen mit den heutigen normativen Verfahren zur Berechnung von Umweltproduktdeklarationen bzw. „Umweltbilanzen“. Daher hatte ich das „D.E.S.-Model“ aus Vesters „8 Regeln der Biokybernetik“ abgeleitet.

Wie dem auch sei, ein interessanter Artikel zum aktuellen Thema ist „Die große Unbekannte“ in „Gebäude Energieberater“ 09/2019. Daraus habe ich die unten stehende Grafik entliehen. Sie zeigt beispielhaft den ökologischen Fußabdruck verschiedener Wandkonstruktionen im Vergleich. Ich denke, die Darstellung spricht für sich und zeigt das Thema.

 

Gleichzeitig kann man hier (wieder einmal) erkennen, dass der Holzbau (grün) in diesem Zusammenhang dem Mauerwerksbau (rot, Kalksandsteinwände, Betondecken) und dem Betonbau (blau, Betonwände und -decken) bei weitem überlegen ist. Nicht umsonst bin ich zum Holz- und Lehmbauer geworden.

Ich möchte das Thema Nachhaltigkeit aber nicht auf die Graue Energie beschränkt wissen. Wir müssen endlich begreifen, dass uns nur! eine wirklich konsequent ganzheitliche Betrachtung der Nachhaltigkeit weiter bringt. Dann werden wir sehen, dass auch der Betonbau seine Richtigkeit hat, wenn auch nicht mehr so hirnlos wie bisher.

Ach ja, die Beratung von altbau plus e.V. schaut auch auf diese Fragen.

 

Innendämmung bei zweischaligem Mauerwerk

„Bei zweischaligem Mauerwerk mit Luftschicht sei Vorsicht geboten. Wer kann mir das berechnen? Kann man das überhaupt machen?“

 

Ohne Dämmung: Temperatur der Wandoberfläche innen 13 °C, U-Wert 1,13 W/m²K

Zur ersten Frage: Alle Architekten, Ingenieure, Energieberater etc., die nicht nur nach dem genormten „Glaser-Verfahren“ arbeiten, sondern mittels „Wufi“ (Fraunhofer Institut), „Cond“ (TU-Dresden) oder gleichwertigen Berechnungsprogrammen die Sachverhalte des Feuchteverlaufes in einem Bauteil deutlich genauer darstellen und bewerten können. Ich erlaube mir anzumerken, dass das eigentlich alle sein sollten, besonders die Energieberater, weiß aber auch, dass dem nicht so ist. Grundsätzliches zum Thema Innendämmung lesen Sie hier.

 

Mit 60 mm Innendämmung: Temperatur der Wandoberfläche innen 18 °C, U-Wert 0,43 W/m²K
Verbesserung der Behaglichkeit um 5 °C, des U-Wertes um 62 %

Zur zweiten Frage: Ja, man kann das machen – wenn man weiß, was man tut (s.o.). Ich habe mir einmal erlaubt, ein Beispiel mit „Cond“ zu berechnen. Es ist ein klassisches zweischaliges Mauerwerk: außen – Vormauerziegel – Luftschicht (sicherheitshalber nicht belüftet angenommen) – Kalksandsteinmauerwerk – Gipsputz.

 

Tatsächlich fällt bei der Innendämmvariante Tauwasser an (violet). Das kann jedoch in ausreichender Menge gespeichert und im Sommer ausgetrocknet werden. Die Trocknung beträgt hier 58 Tage < max. 90 Tage gemäß Norm. Die Konstruktion ist somit möglich.

Dabei ist zu beachten: Bei ordnungsgemäßem Mauerwerk wäre die Luftschicht belüftet und hätte gleichzeitig Öffnungen, an denen Kondenswasser innenseitig des Vormauerwerks ablaufen könnte. Da dies aber häufig nicht so ist, wurde hier von einer stehenden Luftschicht ausgegangen. Sollte in der vorhandenen Konstruktion eine Dämmung vorgefunden werden, z.B. 40 – 80 mm Mineralwolle, verringert sich der Tauwasseranfall und die Trocknungzeit. Ggf. kann jetzt die Innendämmung dicker ausfallen. Es lohnt sich also genau hinzuschauen und nachzurechnen.

 

Wärmedämmung auf teils losen Putz?

„Es ist ein kleines Ziegelhaus, dessen Wetterseite vor Jahren mit einem Putz versehen wurde. Der ist teils rissig, lose und teils fest und soll nun saniert werden. Dabei dachten wir, den Putz zu lassen, wo er ist und ein Wärmedämmverbundsystem (WDVS) darüber anzudübeln.“

Das lassen Sie besser bleiben, auch wenn der Gedanke vordergründig verlockend erscheint. Es wäre einfach keine anständige Arbeit auf teils losen Putz weitere Schichten aufzubringen, sondern Pfuscherei. Wenn der vorhandene Außenputz in Ordnung wäre und die Dampfdurchlässigkeit des Anstrichs (hier ist keiner) beachtet wäre, könnte ein WDVS tatsächlich direkt auf der Wandfläche angebracht werden. Hier ist das jedoch nicht der Fall.

 

Es wurde damals ein zementöser Putz auf weiche Ziegelsteine, die mit Muschelkalk vermauert sind, aufgebracht. Das Ergebnis sieht man hier: Der Putz ist zu hart, zu spröde. Er haftet nicht dauerhaft am Mauerwerk. Er wird erst rissig. Wasser läuft dahinter. Das wiederum kann nicht ausreichend abtrocknen. Der Putz fällt ab.

Ein solcher Putz auf einem solchen Mauerwerk muss so oder so abgeschlagen werden. Das sollte nicht allzu schwierig werden. Da die Oberfläche der Ziegelsteine kaputt ist, empfiehlt sich einen historischer Kalkputz zur Egalisierung der Fläche. Darauf kann dann ein Wärmedämmverbundsystem aufgebracht werden.

Handmuster einer Holzfaserdämmplatte mit Kalkputz und Armierungslage. Die Dämmung ist üblicherweise deutlich dicker, als es für das Muster praktisch wäre.

Ich würde hier keine Kunststoffe anwenden, sondern Holzfaserdämmung, Mineralschaumdämmung o.glw.. Für den Anstrich des Kalkputz empfehle ich reine Silikatfarben (keine Silikone), denn sie beschränken die Dampfdurchlässigkeit nicht, sind nicht filmbildend und gleichzeitig schmutzabweisend auch ohne chemischen „Lotuseffekt“ etwa durch Nanoteilchen.

 

Jahrhundertwendehaus wärmedämmen?

„Wir haben ein Jahrhundertwendehaus mit einer Stuckfassade. Wir möchten Energie sparen und deswegen wärmedämmen. Aber wir können doch die schöne Fassade nicht kaputt sanieren. Was tun?“

Das Zauberwort ist „Innendämmung“ – mit den richtigen Baustoffen. Und es muss das Thema „Tauwasser“ verstanden werden. Dazu geistert leider noch immer eine Menge an Unwissen herum, obwohl auch die Innendämmung seit Jahrzehnten bewährt ist. Natürlich kann eine Innendämmung nicht so dick sein, wie eine Außendämmung. Dennoch ist sie wirksam. Die ersten Zentimeter Dämmung sind die wirksamsten.  Schauen Sie den Beitrag dazu an und einen kurzen Fachvortrag zum Thema.

Ein Konstruktionsbeispiel wie ich es regelmäßig einplane:

Wenn die Fassade nicht erhaltenswert ist, kann auch von außen gedämmt werden. Hier ein Beipiel mit Wärmedämmverbundsystem (WDVS):

Zur Außendämmung später mehr in einem weiteren Beitrag.

Beachten Sie, dass es Beispiele sind und keine Pläne für Ihr Haus.

 

Farbiger Lehmputz

Lehmputze sind gerade auch im Altbau besonders gut geeignet. Es gibt sie als Unterputz, Oberputz, Feinputz bis hin zu schleifbaren, gespachtelten Oberflächen. Hier wird die Frage beantwortet, warum Lehmputz auch farbig sein kann.


z.B. helle Pastelltöne durch farbige Lehme ohne Pigmente

Farbiger Lehmputz

 

3% plus – Umsetzung des energieeffizienten Sanierungsfahrplans für kommunale Quartiere

altbau plus e.V. ist einer der Akteure des Sanierungsfahrplans. In Aachen-Brand, Eschweiler-Nothberg und Roetgen werden Sprechstunden und Veranstaltungen zu den Themen Energie- und damit CO2-sparen durch die Mondernisierung von Wohnhäusern angeboten. Die Erfahrungen mit den jeweiligen Beratungsformaten fließen in das 3% plus Projekt. Das Forschungsprojekt untersucht, wie Kommunen Eigentümerinnen und Eigentümer am besten dabei unterstützen können, ihr Haus energetisch und wirtschaftlich effizient zu modernisieren. Das Ziel ist eine Modernisierungsrate von 3%, um zu erreichen, dass der Gebäudebestand bis zum Jahr 2050 CO2-neutral wird.

Die Energieberatung in den genannten Modellquartieren wird ermöglicht durch die Förderung des Bundeministeriums für Wirtschaft und Energie im Rahmen des 7. Energieforschungsprogramms der Bundesregierung. 

Das 3% plus Projekt ist das Folgeprojekt des 3% Projektes zur Entwicklung des „SFQ energieeffizienter Sanierungsfahrplan 2050 für Quartiere“. Es wurde von 2015 bis 2018 vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördert. Seit Anfang 2019 wird ein dreijähriges Anschlussvorhaben umgesetzt, das dazu dient, Sanierungsfahrpläne in vier Modellquartieren (Aachen-Brand, Ludwigsburg-Schlösslesfeld, Eschweiler-Nothberg und Gemeinde Roetgen) praktisch zu erproben und den SFQ als methodisches Instrument für Kommunen weiterzuentwickeln.

Das Forschungsprojekt wird vom DV Deutscher Verband für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung e.V., der HfT Hochschule für Technik Stuttgart und der B.&S.U. Beratungs- und Servicegesellschaft Umwelt mbH durchgeführt. Die Sanierungsfahrpläne für die Modellquartiere werden von der B.&S.U. gemeinsam mit den lokalen Partnern altbau plus e.V. und der Stadt Ludwigsburg erarbeitet und umgesetzt.

Ein weiteres Element der Arbeit von altbau plus e.V. im Rahmen des 3% plus Projektes ist das Energiefenster. Es ist auch bei facebook geöffnet und gibt regelmäßig kurze Tipps und Informatioen zu energieeffizienten Sanieren. Auf diese Weise werden weitere Kreise der Zielgruppen erreicht und die Präsenz in der digitalen Öffentlichkeit verstärkt.

Dämmkosten im Vergleich

Hier: Aufwand und Nutzen von Innendämmung vs. Außendämmung
Ein Vortrag anlässlich des „Symposium Innendämmung 2012“ zum Download.

Grundsätzlich ist er immer noch aktuell. Deswegen hier der Hinweis. Allerdings bedenken Sie bei den angebenen Zahlen die Baukostenentwicklung seit 2012. Die Preise gingen in den letzten ungewöhnlich dynamisch nach oben.

Ein weiterer Text zum Thema Innendämmung ist hier zum download.

 

Schalldämmung bei Holzbalkendecken

„Die Decken meines Altbaus sind Holzbalkendecken. Bis auf die Balken muss der vorhandene Aufbau entfernt werden. Es soll in der Art des Originals neu aufgebaut werden, der Schallschutz und gleichzeitig die Statik verbessert werden. Dazu hätte ich gerne einen Vorschlag.“

Grundsätzlich muss Trittschallschutz von Luftschallschutz getrennt werden. Trittschallschutz verlangt eine federnde Dämmschicht zwischen Bodenbelag und Deckenkonstruktion, also das Prinzip des „schwimmenden Estrichs“. Das können Nass- oder Trockenestrichsysteme sein. Der Luftschallschutz benötigt Gewicht, damit die Deckenkonstruktion nur schwer in Schwingung gerät. Zusätzlich helfen federnd abgehängte Decken, zum Beispiel aus Lehmbauplatten. Insbesondere die Lehmbauplatten mit Schilfrohrkern weisen hier gute Werte auf.

Konkrete Lösungen müssen am Objekt bestimmt werden. Das gilt natürlich ganz besonders, was die statischen Fragen angeht. Dennoch möchte ich hier zwei Vorschläge machen, die ich mehr oder weniger regelmäßig variiere, bei der Altbaumodernisierung als auch beim Neubau.

 

(Verbindliche Garantien kann ich hier natürlich nicht geben, falls die Zeichnungen ausgedruckt und irgendwie genutzt werden.)

Auch, wenn hier Beispiele aus dem Lehmbau gezeigt werden, gelten die angewandten Prinzipien ebenso für andere Baustoffe.