Graue Energie von Baumaterialien und Bauwerken

„Alle reden von CO2-Reduktion – und bauen dann mit Hitech-Dämmstoffen eingepackte Betonbauten. Die Energieeffizienz der Heizanlagen wird mit einer Betonkerntemperierung optimiert. Dabei ist doch bekannt, dass der Betonbau zu den größen CO2-Emittenten weltweit gehört. Wie sieht das aus mit der grauen Energie, der Ökobilanz von Baustoffen bzw. Bauweisen?“

Wir wollen hier nun nicht den Betonbau als alleinigen Buhmann darstellen. Es gibt mehr Baustoffe und Bauweisen, die man kritisch hinterfragen muss. Das gilt auch für manchen Naturbaustoff. Es kommt immer auf den konkreten Anwendungsfall an – und das meine ich absolut nicht als Floskel. Die bisher fleißig geübte Einstellung „Beton ist immer richtig“, ist genauso dumm wie „Natur ist immer besser“. Wir erinnern uns an die Citrusterpene als Lösemittel in Naturharzfarben – und die Kopfschmerzen nach dem Verarbeiten. Also, worum geht es?

„Graue Energie“ ist der kumulierte Aufwand an nicht erneuerbarer Primärenergie, die zur Herstellung und Entsorgung eines Baustoffes benötigt wird.

Um ehrlich zu sein, es übersteigt die Altbau-FAQs, hier eine erschöpfende Antwort zu geben. Neben anderen hatte sich auch Prof. Frederic Vester bereits in den 1970er- und 80er-Jahren ausführlich mit der Frage der Nachhaltigkeit und der Symbiose menschlicher und natürlicher Kreisläufe beschäftigt. Seinem Ansatz wurde nicht gefolgt. Dennoch halte ich ihn für den besseren, verglichen mit den heutigen normativen Verfahren zur Berechnung von Umweltproduktdeklarationen bzw. „Umweltbilanzen“. Daher hatte ich das „D.E.S.-Model“ aus Vesters „8 Regeln der Biokybernetik“ abgeleitet.

Wie dem auch sei, ein interessanter Artikel zum aktuellen Thema ist „Die große Unbekannte“ in „Gebäude Energieberater“ 09/2019. Daraus habe ich die unten stehende Grafik entliehen. Sie zeigt beispielhaft den ökologischen Fußabdruck verschiedener Wandkonstruktionen im Vergleich. Ich denke, die Darstellung spricht für sich und zeigt das Thema.

 

Gleichzeitig kann man hier (wieder einmal) erkennen, dass der Holzbau (grün) in diesem Zusammenhang dem Mauerwerksbau (rot, Kalksandsteinwände, Betondecken) und dem Betonbau (blau, Betonwände und -decken) bei weitem überlegen ist. Nicht umsonst bin ich zum Holz- und Lehmbauer geworden.

Ich möchte das Thema Nachhaltigkeit aber nicht auf die Graue Energie beschränkt wissen. Wir müssen endlich begreifen, dass uns nur! eine wirklich konsequent ganzheitliche Betrachtung der Nachhaltigkeit weiter bringt. Dann werden wir sehen, dass auch der Betonbau seine Richtigkeit hat, wenn auch nicht mehr so hirnlos wie bisher.

Ach ja, die Beratung von altbau plus e.V. schaut auch auf diese Fragen.