Archiv der Kategorie: Bauteile

Baustoffe vs Innenraumklima

„Wann fördern, wann schaden Baustoffe einem guten, gesunden Innenraumklima?“

Das sollte eine der wichtigsten Fragen überhaupt sein beim Bauen. Die meisten kennen nicht einmal die Frage, obwohl sie sich ständig in Innenräumen aufhalten. Kennen Sie noch den Begriff „sick building syndrome“? Heute redet keiner mehr darüber. Dennoch ist das Thema aktueller denn je.

Es ist umfangreich und ich könnte mich jetzt hier in seinen Tiefen verlieren. Aber das lassen wir. Es soll hier auch nicht auf die besonderen Notwendigkeiten von Allergikern ein gegangen werden. Das ist ein wichtiges, eigenes Thema auf das wir noch kommen werden.

Platt gesagt entsteht gutes Innenraumklima, wenn keine Schadstoffe aus den, den Raum umfassenden Flächen ausdünsten, Gerüche reduziert werden und die Luftfeuchtigkeit im angenehmen Rahmen bleibt. Hierauf wollen wir uns konzentrieren.

Man sagt, Wände sollten atmen. Das tue ich auch regelmäßig. Aber naturlich ist das Unsinn. Oder haben Sie schon einmal eine ein- und ausatmende Wand gesehen? Bauteile atmen ebenso wenig wie eine „Goretex“-Jacke oder ein „Funktionsshirt“ aus Kunst(stoff)faser. Bei letztern geht es um die Durchlässigkeit von Wasserdampf. Dafür weisen die Stoffe und Beschichtungen kleinere oder größere Löcher auf. Was sie nicht können, ist Wasserdampf puffern, also speichern und wieder abgeben. Dazu braucht es Naturfasern, z.B. Wolle. Mit Baustoffen verhält es sich genauso.

Bauteile wie Außenwände, Dächer etc. sollen sicherlich winddicht sein. Es sollte weder von außen nach innen, noch von innen nach außen Luftbewegungen geben. Die heute überall geforderte „Luftdichtigkeit“ ist allerdings auch wieder Unsinn. Bauteile sollen nicht luftdicht wie eine Glasflasche oder wie eine Aluminiumfolie sein. Das lässt sich auch kaum herstellen. Es soll nur nicht durch das Bauteil, z.B. den Anschluss Fenster – Wand, ziehen. Gelüftet wird anders.

Kleiner Exkurs: Es gibt Bauteilaufbauten, die fordern eine relativ hohe Dampfdichtigkeit, damit es nicht in dem Bauteil zu Tauwasserausfall kommt un die Funktion und Dauerhaftigkeit des Schichtaufbaus beinträchtigt wird. Wir reden hier von mehr oder weniger starken Dampfbremsen, früher auch Dampfsperren. Auch das ist ein eigenes, durchaus auch kontrovers gehandhabtes, Thema für einen eigenen Beitrag.

Es ist gut, wenn die verwendeten Baustoffe (und damit die Bauteile) insofern „atmungsaktiv“ sind, als sie sorptionsfähig und kapillar leitfähig sind. Das deutet, dass sie Wasserdampf aufnehmen, speichern und in gleichem Maße wieder abgeben können. Gleichzeitig können sie Wasserdampf im Bauteil transportieren. Wir reden hier nicht von Feuchte, nicht von flüssigem Wasser im Bauteil. Analog würden wir von Luftfeuchte (Wasserdampf in der Luft), aber nicht von Regen (Wassertropfen in der Luft) reden.

Warum ist das gut? Weil so die Bauteile dauerhaft trocken bleiben, immer ungefähr Ausgleichsfeuchte aufweisen, nicht schimmeln oder von anderen Schädlingen befallen werden. Ein Holzbalken mit 20 % Holzfeuchte, ist ein langlebiger Holzbalken. Und weiter, weil manche Schadstoffe und Gerüche an Wasserdampfmolekülen angelagert sind. Wenn es einen Austausch zwischen  der Raumluft und den umfassenden Flächen gibt, z.B. Lehmputz, riecht die Luft einfach besser, als wären die Wände lackiert.

Fazit: Bauteile und ihre Baustoffe sollen möglichst stark Wasserdampf sorptionsfähig und kapillar leitfähig sein, um ein gutes Innenraumklima zu erreichen. Je weniger sie das sind, desto mehr müssen Ersatzmaßnahmen getroffen werden und – ich behaupte das einmal – desto aufwändiger werden sie in ihrer Konstruktion oder den technischen Maßnahmen wie Lüftungsanlagen.

Gehen Sie einmal in einen „Glaspalast“ oder einen „Betonbunker“ und lassen Sie das dortige Klima auf Sie wirken. Sie können auch in die Geschäftstelle von altbau plus e.V. kommen: Glasfassade und Betonwände. Dann besuchen Sie ein Jahrhundertwendehaus oder am besten ein Holzhaus mit Lehmputz. Ich werde Ihnen dann nicht mehr viel erklären brauchen.

Zum Schluss bleibt anzumerken, dass die Struktur und Haptik der Oberflächen, Licht und Akustik weitere entscheidende Faktoren für das Wohlfühlen in Innenräumen sind…

Quelle der Grafiken: http://altbau-faqs.de/wp-content/uploads/Eckermann-Ziegert-Lehmputz-Raumklima-1.pdf

 

Abdichtung bei Teilunterkellerung

„Der Keller ist feucht. Kondenswasserprobleme sind ausgeschlossen. Das Haus ist teilunterkellert. Auch die Kellerwand unter dem Haus ist feucht. Wie kann hier abgedichtet werden?“

Schauen wir uns die Skizze an:

Oben der Systemschnitt durch ein teilunterkellertes Haus, unten ein Ausschnitt aus dem Grundriss des Kellers. Die zugänglichen Kellerwände können auf verschiedene Weisen abgedichtet werden – außer von innen (davon halte ich nur in besonderen Einzelfällen etwas, auch wenn hierfür eine Reihe mehr oder weniger genialer Lösungen angeboten werden). Es bieten sich die bekannten zementösen Dichtschlämmen, Bitumendickbeschichtungen, Kunststoffe oder Verkieselungen an. Ich bevorzuge allerdings in jedem Fall eine mineralische Abdichtung (z.B. „Dernoton“). Dazu hier ein ausführlicher Beitrag.

Doch zurück zur Frage. Alle die bekannten Abdichtungen benötigen eine ebene Wand, auf die sie aufgetragen werden. Für eine mineralische Abdichtung gilt das nicht. Die Mittelwand des Hauses hier soll, wie eingangs gesagt, auch abgedichtet werden. Dazu müsste man unter dem rechten Teil des Hauses einen Tunnel graben. Das ist eher unwahrscheinlich.

Mittels einer mineralischen Abdichtung kann das Haus rings um ausgegraben werden und dort, auch wo keine Kellerwand mehr ist,das dichtende Material eingebracht werden. So kann seitliches Wasser nicht mehr unter das Haus gelangen. Die Mittelwand bleibt trocken.

Mineralische Abdichtungen sind frei von chemischen Bestandteilen. Sie bestehen aus definierten Sanden und quellfähigen Tonen. Das Material wird, wie Füllkies, lagenweise verdichtet in die Erde eingebracht. Dazu benötigt es keine Wand. So kann um das Haus herum eine abdichtende Fläche geschaffen werden.

Wenn auch der Boden – vor dem Bau des Hauses – mit einer mineralischen Abdichtung versehen würde, hätten wir keine „Schwarze Wanne“ (Bitumen) oder „Weiße Wanne“ (WU-Beton), sondern eine „Braune Wanne“. Das Prinzip der „Braunen Wanne“ ist älter und bewährter als die moderne Bauchemie.

Die erdölbasierte Bauchemie und der Betonbau haben die „Braune Wanne“ leider weit zurück gedrängt. Das ist aus baukonstruktiven und aus wirtschaftlichen Gründen dumm, denn sie ist deutlich Überlegen im Einbau als auch in der Haltbarkeit. Gleiches gilt für die Ökobilanz oder nur den CO2-Fußabdruck.

Wenn Sie eine konkrete Beratung oder Planung benötigen, stehe ich gerne zur Verfügung (www.olaf-paproth.de).

 

Gründach = Hitzeschutz?

„Sie propagieren doch Gründächer auch immer mit dem Argument „Hitzeschutz“. Aber das ist doch Unsinn. Als wenn es darauf ankäme.“

Mit Verlaub, das ist kein Unsinn. Anstatt nun eine lange Liste mit Fachliteratur von vor 35 Jahren bis heute anzuführen, die die Grundlage für meine Thesen sind, machen wir es konkret. Mit dem Beitrag „Gündach – einfach machen“ hatte ich ja am Beispiel eines kleinen Erkerdaches an unserem Haus gezeigt, wie es geht ein Gründach zu bauen. Inzwischen ist das Dach einige Wochen alt – und es ist Sommer geworden.

Letztes Wochenende habe ich die Temperaturen auf der Straße, im Garten und auf dem kleinen Gründach gemessen und, weil es gerade erreichbar war, auch die der grauen Dachpfannen des Geräteschuppens. Schaun wir mal:

Ich denke, die Zahlen sprechen für sich. Jetzt stellen wir uns einmal vor, die Dächer sähen nicht so aus, wie das hier, oben gezeigte Flachdach, und auch die Vorgärten nicht so, sondern wären wirklich grün (nicht nur mit kurz geschnittenem, trockenem Rasen), dann hätte das Auswirkungen auf die Überhitzung der Städte, den Einsatz von Klimaanlagen, die CO2-Frage… Unser junges Gründach ist noch nicht fertig und doch zeigt es schon die besten Temperaturwerte der Tabelle. Es ist nur extensiv begrünt, also mit minimalem Substrataufbau. Da geht noch viel mehr. Die erwähnten Dachpfannen, übrigens, waren 50 Grad warm, mehr als das doppelte des Gründaches.

Den Test kann jeder machen. Es braucht nur ein Oberflächenthermometer aus dem Baumarkt. Sie sehen, Sie brauchen mir nicht glauben.

Damit Sie wissen wovon wir reden, hier die Fotos der Messtellen:

und die Klimadaten vom Tag (www.windy.com):

Um wissenschaftlich präzise zu sein, bedürfte es längerer Messreihen. Das ist längst Schnee von gestern. Es geht mir hier um das Erleben. Dafür brauchen Sie an einem sonnigen Tag nur auf eine baumlose Straße oder Freifläche treten und danach in einen Park. – Jetzt sind Sie dran: fangen Sie mir Ihrer Garage an und beweisen mir, dass ich Unsinn rede.

Gründach – einfach machen

„Warum stoße ich regelmäßig auf Widerstand, wenn ich die Begrünung von Flach- und flachgeneigten Dächern vorschlage? Warum ist das nicht eine Vorschrift zur Verbesserung des Stadtklimas?“


Rückbau eines alten Bitumendaches (Sondermüll). Es bekam eine EPDM-Folie und Begrünung.

Die Frage kann ich nicht beantworten. Mir ist das unbegreiflich. Überall werden Flachdächer gebaut – Häuser „im Bauhausstil“ – und deren Dächer werden nicht begrünt. Dafür werden die Vorgärten mit Folien und grauem Schotter „gestaltet“. Fertiggaragen haben noch immer keine Gründächer als Standard usw. usw.. Dabei ist es so einfach.

Gründächer sind langlebiger, bieten einen besseren sommerlichen Wärmeschutz, verbessern das Mikroklima. Photovoltaik-Anlagen haben eine besser Effizienz, da das Dach, auf dem sie montiert sind, die PV-Module nicht unnötig aufheizt. Wurzelfeste, einlagige EPDM-Folien haben eine garantierte Lebensdauer von 30 Jahren bzw. nachgewiesenen 50 Jahren. Es bedarf keiner aufwendigen Dachaubauten mit mehrlagigen Bahnen und aufwendigem Substrataufbau. Die wären zwar nicht falsch, aber nicht unbedingt nötig. Es geht auch einfach. Das ist das Thema heute.

Wir haben in den letzten Wochen ein kleines Flachdach auf einem Erker begrünt. Aus dem Treppenhaus schauen wir immer drauf. Es ist viel hübscher jetzt – im Gegensatz zum Dach von Nachbars Gartenhaus, das die Tage in Brand stand.

Um es gleich zu sagen: Das, was wir hier im Kleinen getan haben, funktioniert im Großen genauso.

   
Das Dach des Erkers / Blähton / Die am Stück gelieferte EPDM-Dachfolie / Komposterde

   
   
Auslegen und anpassen der wurzelfesten, UV-beständigen EPDM-Folie. Zur Wasserhaltung haben wir ringsum eine kleine Aufkantung eingebaut.

   
Den frischen Kompost eigener Herstellung haben wir mit Blähton abgemagert und so eine bessere Wasserhaltung erreicht. Weil nach dem Aussähen der Gräsermischung bald die Tauben kamen, haben wir den Kaninchendraht ausgelegt bis er nicht mehr nötig ist. Die Randbohle ist nicht nötig. Da wir hier aber keinen Kiesstreifen haben wollten, boten sich diese Holzreste an. Sie dürfen verrotten. Bis dahin hält das Wurzelwerk den Boden zusammen.


Das neue Gründach zweieinhalb Wochen nach der Aussaat. Bauzeit insgesamt: gemütliche 8 Stunden inklusive Holzlatten suchen, Kompost im Garten beschaffen, die 50 Jahre alte Teppichschere wieder finden…

So hat sich das Gründach 2021 entwickelt:

So sieht es im April 2022 aus:

Holzfenster?

„Immer wieder taucht der Wunsch nach Kunststoffenstern auf. Begründet wird dieser meist nur mit der pauschalen Aussage, Kunststoffenster seien besser als Holzfenster. Dabei  sind Sie aber schon allein aus haptischen und optischen Gründen eher dritte Wahl. Was tun für eine sachliche Diskussion?“

Holzfenster, historisches Profil, Lasur-Anstrich, EnEV-konform

Warum Kunststoffenster, genauer PVC-Fenster, kritisch zu betrachten sind, wird bei Wikipedia hinreichend beschrieben. Hier sei nur ihre Nachhaltigkeit infrage gestellt – und ihr architektonischer Wert. Holzfenster sind in diesem Zusammenhang kaum zu schlagen.

Ich halte Kunststoffenster im Wohnungsbau grundsätzlich für überflüssig, denn fachgerecht hergestellte und eingebaute Holzfenster stehen guten Kunststoffenstern nicht nur in Nichts nach, meist sind sie insgesamt die Besseren – insgesamt = in der Gesamtbilanz aller Qualitätsmerkmale. Soll der Pflegeaufwand minimiert werden (Das ist der einzige, mir bekannte Grund, für die obige Pauschalaussage), bieten sich Holz-Aluminium-Fenster an. Deren Preis ist heute nur wenig teurer und armortisiert sich in kurzer Zeit.

Wir wollen an dieser Stelle aber keine Abhandlung über PVC, Holz oder Aluminium in Form von Fenstern diskutieren, sondern ein paar einfache, praktische Hinweise geben, wann ein Holzfenster funktioniert und wann nicht. Die Aufzählung ist auch nicht vollständig. Sie ist dafür gedacht, die weit verbreitete Engstirnigkeit im Umgang mit dem Thema zu erweitern und den Fokus auf handwerklich saubere Arbeit zu lenken.

Holzfenster, Südwest-Ausrichtung, 30! Jahre alt (die Schwarz-Weiß-Darstellung zeigt die Fehler besonders gut)

Bei diesem Fenster sind einige grundlegende konstruktive Fehler zu sehen:

Das „Dachschindelprinzip“ wurde nicht eingehalten. Ein Wetterschenkel am Flügelprofil fehlt. Statt dessen wurde das Regenwasser in eine Rinne im Blendrahmen geleitet. Von dort soll das Wasser durch eine einzige Öffnung wieder austreten. Die Rinne im Innern des hölzernen Rahmens weist kein Gefälle zur Entwässerungsöffnung hin auf. Wie soll hier – geplant eindringendes – Wasser vollständig abfließen? So, wie es ist, bleibt immer Wasser/Feuchtigkeit stehen. Was hat Regenwasser überhaupt IN einem Fensterrahmen zu suchen? Richtig, nichts. Der klassische Wetterschenkel unserer Großväter wäre hier richtig gewesen.

Nächster Fehler: Keine Tropfkante zur Fensterbank, sondern bündiges ansetzen. Herunterlaufendes Wasser kriecht hier in die Fuge und hält den Blendrahmen feucht. Der sollte aber möglichst zügig trocken können.

Gleiches gilt analog für die senkrechte Leiste des Blendrahmens links. Sie ist nicht mit dem waagerechten Profil verleimt. Es bildet sich eine Fuge, in die Wasser eindringt. Den Rest zeigt das Bild.

Die mittlere senkrechte Anschlagleiste ist unten waagerecht anstatt schräg abgelängt. Dadurch bleiben immer Wassertropfen hängen. Die Feuchtkeit kann in das Hirnholz eindringen.

Die untere, waagerechte Abschlussleiste wurde nach dem Einbau angesetzt. Der Ansatz an den Blendrahmen wurde mit Acryl abgespritzt, weil der Ansatz nicht fachgerecht ausgeführt wurde. Es entstand eine Fuge, durch die Wasser hinter die Leiste gerät – durch die Risse im Acryl auch.

 

Zurück zum Dachschindelprinzip: Hier ist dem entgegengesetzt gearbeitet worden. Das Holzfenster wurde ähnlich wie Kunststoffenster konstruiert. Für die ist es zwar auch nicht intelligent, Wasser durch den Rahmen zu führen, aber möglich. Für dieses Holzfenster muss festgestellt werden, dass sein Fensterbauer keine Ahnung von Holz hatte. Ein einfacher Wetterschenkel, der über die untere Anschlussleiste reicht, hätte das Fenster robuster gemacht. Wetterschenkel können so konstruiert werden, dass sie sich leicht austauschen lassen. Das verlängert die Lebensdauer des Fensters noch einmal.

So ist es fast erstaunlich, dass das Fenster tatsächlich inzwischen 30 Jahre alt ist und ansich bestens funktioniert. Es ist dicht, stabil und sicher. Ermöglicht hat das der richtige Anstrich. Anstatt, wie früher oft üblich, das Fenster mit einem Lack anzustreichen, wurde eine offenporige, pigmentierte, UV-stabile Naturöl-Farbe verwendet, sowohl für den Erstanstrich als auch für die Folgeanstriche. Die Bilder zeigen den Anstrich von vor 8 Jahren. Es ist eine sonnenbeschienene Wetterseite.

Also, wir haben festgestellt, dass der Werkstoff Holz seine Regeln hat. Ein Handwerksmeister kennt seine Materialien und hält sich an die Regeln.

 

Müssen es immer Silikonfugen sein?

Auch ein Beitrag zur Nachhaltigkeit:

 

Der Holzdielenboden des Jahrhundertwendehauses ist original. Es sind tatsächlich die ersten Dielen, die hier eingebaut wurden. Sie haben ihre Spuren erhalten, aber dazu in einem anderen Beitrag. Hier geht es um die Fuge zwischen den später eingebauten Fliesen vor der Küchenzeile und den besagten Dielen. Im Laufe der Geschichte war hier eine „Matschepampe“ eingebaut worden, die seit geraumer Zeit nicht mehr dauerelastisch war, dafür ziemlich unansehnlich. Sollte wieder ein dauerelastisches, spritzbares Material in die Fuge, Silikon oder so?

Bei der Größe der Fuge von 10 – 12 mm wäre Spritzkork möglich, aber der würde optisch auffallen. Einen Streifen Kork, so wie er in Dehnungsfugen bei großen Parkettflächen verwendet wird, könnte man auch einpassen. Doch er fällt auch auf: Kork zwischen Dielen und Fliesen – hm.

Die letztlich sogar einfachste Möglichkeit war eine simple Holzleiste. Mit etwas Schleifen und einseitig Holzleim, war sie ebenso zügig eingebaut, wie der erwähnte Spritzkork – oder gar der sprichwörtliche „Handwerkertrost“ Silikon. Mit der Auffrischung der Dielen kam die farbliche Annäherung. Den Rest übernimmt die Sonne.

 

Innendämmung bei zweischaligem Mauerwerk

„Bei zweischaligem Mauerwerk mit Luftschicht sei Vorsicht geboten. Wer kann mir das berechnen? Kann man das überhaupt machen?“

 

Ohne Dämmung: Temperatur der Wandoberfläche innen 13 °C, U-Wert 1,13 W/m²K

Zur ersten Frage: Alle Architekten, Ingenieure, Energieberater etc., die nicht nur nach dem genormten „Glaser-Verfahren“ arbeiten, sondern mittels „Wufi“ (Fraunhofer Institut), „Cond“ (TU-Dresden) oder gleichwertigen Berechnungsprogrammen die Sachverhalte des Feuchteverlaufes in einem Bauteil deutlich genauer darstellen und bewerten können. Ich erlaube mir anzumerken, dass das eigentlich alle sein sollten, besonders die Energieberater, weiß aber auch, dass dem nicht so ist. Grundsätzliches zum Thema Innendämmung lesen Sie hier.

 

Mit 60 mm Innendämmung: Temperatur der Wandoberfläche innen 18 °C, U-Wert 0,43 W/m²K
Verbesserung der Behaglichkeit um 5 °C, des U-Wertes um 62 %

Zur zweiten Frage: Ja, man kann das machen – wenn man weiß, was man tut (s.o.). Ich habe mir einmal erlaubt, ein Beispiel mit „Cond“ zu berechnen. Es ist ein klassisches zweischaliges Mauerwerk: außen – Vormauerziegel – Luftschicht (sicherheitshalber nicht belüftet angenommen) – Kalksandsteinmauerwerk – Gipsputz.

 

Tatsächlich fällt bei der Innendämmvariante Tauwasser an (violet). Das kann jedoch in ausreichender Menge gespeichert und im Sommer ausgetrocknet werden. Die Trocknung beträgt hier 58 Tage < max. 90 Tage gemäß Norm. Die Konstruktion ist somit möglich.

Dabei ist zu beachten: Bei ordnungsgemäßem Mauerwerk wäre die Luftschicht belüftet und hätte gleichzeitig Öffnungen, an denen Kondenswasser innenseitig des Vormauerwerks ablaufen könnte. Da dies aber häufig nicht so ist, wurde hier von einer stehenden Luftschicht ausgegangen. Sollte in der vorhandenen Konstruktion eine Dämmung vorgefunden werden, z.B. 40 – 80 mm Mineralwolle, verringert sich der Tauwasseranfall und die Trocknungzeit. Ggf. kann jetzt die Innendämmung dicker ausfallen. Es lohnt sich also genau hinzuschauen und nachzurechnen.

 

Wärmedämmung auf teils losen Putz?

„Es ist ein kleines Ziegelhaus, dessen Wetterseite vor Jahren mit einem Putz versehen wurde. Der ist teils rissig, lose und teils fest und soll nun saniert werden. Dabei dachten wir, den Putz zu lassen, wo er ist und ein Wärmedämmverbundsystem (WDVS) darüber anzudübeln.“

Das lassen Sie besser bleiben, auch wenn der Gedanke vordergründig verlockend erscheint. Es wäre einfach keine anständige Arbeit auf teils losen Putz weitere Schichten aufzubringen, sondern Pfuscherei. Wenn der vorhandene Außenputz in Ordnung wäre und die Dampfdurchlässigkeit des Anstrichs (hier ist keiner) beachtet wäre, könnte ein WDVS tatsächlich direkt auf der Wandfläche angebracht werden. Hier ist das jedoch nicht der Fall.

 

Es wurde damals ein zementöser Putz auf weiche Ziegelsteine, die mit Muschelkalk vermauert sind, aufgebracht. Das Ergebnis sieht man hier: Der Putz ist zu hart, zu spröde. Er haftet nicht dauerhaft am Mauerwerk. Er wird erst rissig. Wasser läuft dahinter. Das wiederum kann nicht ausreichend abtrocknen. Der Putz fällt ab.

Ein solcher Putz auf einem solchen Mauerwerk muss so oder so abgeschlagen werden. Das sollte nicht allzu schwierig werden. Da die Oberfläche der Ziegelsteine kaputt ist, empfiehlt sich einen historischer Kalkputz zur Egalisierung der Fläche. Darauf kann dann ein Wärmedämmverbundsystem aufgebracht werden.

Handmuster einer Holzfaserdämmplatte mit Kalkputz und Armierungslage. Die Dämmung ist üblicherweise deutlich dicker, als es für das Muster praktisch wäre.

Ich würde hier keine Kunststoffe anwenden, sondern Holzfaserdämmung, Mineralschaumdämmung o.glw.. Für den Anstrich des Kalkputz empfehle ich reine Silikatfarben (keine Silikone), denn sie beschränken die Dampfdurchlässigkeit nicht, sind nicht filmbildend und gleichzeitig schmutzabweisend auch ohne chemischen „Lotuseffekt“ etwa durch Nanoteilchen.

 

Jahrhundertwendehaus wärmedämmen?

„Wir haben ein Jahrhundertwendehaus mit einer Stuckfassade. Wir möchten Energie sparen und deswegen wärmedämmen. Aber wir können doch die schöne Fassade nicht kaputt sanieren. Was tun?“

Das Zauberwort ist „Innendämmung“ – mit den richtigen Baustoffen. Und es muss das Thema „Tauwasser“ verstanden werden. Dazu geistert leider noch immer eine Menge an Unwissen herum, obwohl auch die Innendämmung seit Jahrzehnten bewährt ist. Natürlich kann eine Innendämmung nicht so dick sein, wie eine Außendämmung. Dennoch ist sie wirksam. Die ersten Zentimeter Dämmung sind die wirksamsten.  Schauen Sie den Beitrag dazu an und einen kurzen Fachvortrag zum Thema.

Ein Konstruktionsbeispiel wie ich es regelmäßig einplane:

Wenn die Fassade nicht erhaltenswert ist, kann auch von außen gedämmt werden. Hier ein Beipiel mit Wärmedämmverbundsystem (WDVS):

Zur Außendämmung später mehr in einem weiteren Beitrag.

Beachten Sie, dass es Beispiele sind und keine Pläne für Ihr Haus.

 

Farbiger Lehmputz

Lehmputze sind gerade auch im Altbau besonders gut geeignet. Es gibt sie als Unterputz, Oberputz, Feinputz bis hin zu schleifbaren, gespachtelten Oberflächen. Hier wird die Frage beantwortet, warum Lehmputz auch farbig sein kann.


z.B. helle Pastelltöne durch farbige Lehme ohne Pigmente

Farbiger Lehmputz