Archiv der Kategorie: Gesundes Bauen

Es soll nachhaltig und wohngesund werden

„Die alten Tapetenschichten sind dabei die Wand zu verlassen – nicht ganz freiwillig. Wie geht es jetzt weiter?“

Die Wand soll auch wieder rot werden. Allerdings war die Wirkung bisherigen Kunststoffdispersion auf der alten Rauhfaser irgendwie banal. Die Wand soll, wie die anderen, bessere raumklimatische Eigenschaften haben, wohngesunder und nachhaltiger sein.

Auf Tapete wird also verzichtet. Sehr schöne Farbwirkungen haben natürliche Pigmente in reinen Kalkputzen oder farbige Lehmputze, die aus farbigem Lehm bestehen und keine Pigmente benötigen. Hier wurde sich für Lehm entschieden. Wie es gemacht wurde, haben wir in den Lehmbau-FAQs beschrieben.

So ist nun das Ergebnis, nach dem Anbringen der Bilderleisten. Die immer wieder gelobte Farbtiefe des Lehm-Finish-Putz kann hier leider nicht wiedergegeben werden. Ein Besuch am Ort des Geschehens lässt sich organisieren.

Auch dies aus der Serie „handmade by the architect“.

Wärmepumpe im Altbau?

„Ein schlecht gedämmter Altbau, eine Öl- oder Gasheizung, alte Heizkörper, eine hohe Vorlauftemperatur des Heizwassers. Die Heizung muss ausgetauscht werden. Kann hier eine Wärmepumpe angeraten werden?“

Eine Frage, die uns auch zum Thema „Wandflächenheizung“ führt, aber fangen wir vorne an: Pauschal ist die Frage eher ungenügend zu beantworten, wie meistens bei Altbauten. Sicher wäre es am besten zuerst alle möglichen Dämmaßnahmen auszuschöpfen. Gehen wir hier aber davon aus, dass es gute Gründe gibt dies nicht zu tun. Denkmalschutz der Fassade könnte ein solcher Grund beispielsweise sein.

Eine Wärmepumpe benötigt eine möglichst geringe Vorlauftemperatur des Heizkreislaufs, um optimal zu funktionieren. Inzwischen gibt es zwar effizientere Wärmepumpen, die auch bei höheren Vorlauftemperaturen eingestzt werden können, dennoch bleibt es grundsätzlich beim gesagten. Auch bietet sich das Einbinden einer thermischen Solaranlage dann an.

Wandheizung aus VPEC-Rohr über Schilfrohrputzträger vor dem Verputzen mit Lehmunterputz neben Lehmtrockenbauplatten

Wie können niedrige Vorlauftemperaturen im Altbau erreicht werden? Ja richtig, durch Wärmedämmung. Das hatten wir jedoch bereits ausgeschlossen. Es bleibt die Möglichkeit, die Heizflächen zu vergrößern, also anstatt von verhältensmäßig kleinen, warmen Heizkörpern möglichst große Heizflächen einzusetzen. Gleichzeitig wird der Strahlungswärmeanteil durch diese Art der Heizflächen erhöht. Konvektion wird reduziert, weniger Staub wird im Raum verwirbelt.

Strahlungswärme wird vom Körper deutlich besser aufgenommen als warme Luft. Es ist behaglicher, einen Raum mit relativ kühler Lufttemperatur bei gleichzeitig hohem Anteil an Wärmestrahlung zu beheizen, als umgekehrt. Letztlich geht es darum zu verhindern, dass die Körper der Nutzer eines Raumes die Wände, Boden, Decke und Möbel anstrahlen, sondern einen ausgeglichenen Strahlungshaushalt zu erreichen. Das „Kalte-Füße-Syndrom“ im Erdgeschoss eines Jahrhundertwendehauses beschreibt, wie es nicht sein soll, oder auch das „Kalter-Hintern-Syndrom“, wenn sich auf einen Ledersessel niedergelassen wird.

Große Heizflächen lassen sich mittels Fußboden-, Wand- und Deckenheizflächen erreichen. Die Fußbodenheizung kennt ja im Prinzip jeder: Im Estrich des Bodens befinden sich Heizwasser führende Rohre. An Wänden und Decken gilt analog das gleiche, nur umschließt hier, an Stelle des Estrichs, Wand- bzw. Deckenputz die Rohre.

Wieder VPEC-Rohr, hier vor gestapelten Lehmsteinen (sommerlicher Wärmeschutz)

Die Rohre bestehen entweder aus VPEC (einlagige Kunststoff „Schläuche“), aus Verbundmaterial (Kunstoff-Metall-Kunststoff) oder aus Kupfer. Letzteres wird eher selten verwendet.

Als Putz kommen gut wärmeübertragende Mörtel zum Einsatz, die gleichzeitig die Wärmespannungen der warmen und kalten Phasen der Heizung gut verkraften können. Das sind Lehm- und Kalkputze (ohne Zementzusätze!). Solange keine besonderen, weiteren Anforderungen an den Putz gestellt werden, wie zum Beispiel in Spritzwasserbereichen von Duschen, sind Lehmputze die richtige Wahl und nicht zu schlagen.

Hier wurde die Wandflächenheizung absichtlich von der übrigen Putzfläche abgesetzt

Aus gesundheitlicher Sicht wird zuerst die Wandheizung bevorzugt, weil hierbei die angestrahlte Fläche eines aufrechten Körpers größer ist als die der Fußsohlen, wenn die Wärme von unten kommt. Auch ist die Wärmeschichtung der Luft geringer (oben wärmer als unten), als sie bei einer Fußbodenheizung auftritt. Wie sollen denn jetzt Bilder aufgehängt werden und wo dürfen denn noch Schränke oder Bücherregale stehen? Mit ein paar einfachen Tricks und ein wenig Vorausschau ist auch das kein Problem.

Die Deckenheizung ist ins Spiel gekommen, seitdem man Wärmepumpen auch zum Kühlen einsetzt. In unseren Breiten halte ich es allerdings für einen Mangel der Architektur und der Wahl der Baukonstuktion, wenn Gebäude technisch gekühlt werden müssen. Ah, die Sommer werden immer Wärmer als Folge des Klimawandels. Da ist Kühlen doch angebracht. Soso, Raumkühlung als eine Folge des Klimawandels, der durch Energieverbrauch erzeugt wird, soll also mit weiterem Energieverbrauch kompensiert werden? Echt jetzt? Das ließe sich mit intelligenter Architektur (auch in der Altbausanierung), mit den richtigen Dämmstoffen und – nicht zu letzt – mit Haus- und Stadtbegrünung erreichen.

Also, um die Vorlauftemperatur der Heizung niedrig auslegen zu können, werden die Heizflächen vergrößert, durch Wand-, Fußboden- oder Deckenheizung beziehungsweise auch einer Kombination davon. Sollte das nicht ausreichen, kann mit einer, gegebenenfalls raumweisen, Innendämmung nachgeholfen werden.

Es lohnt sich unbedingt dieses Thema sorgfälltig zu durchdenken und die dadurch erreichbaren Fördergelder mit einzukalkulieren. Alles andere wäre kurzsichtig.

Welches Klimamessgerät soll ich verschenken?

„Es ist ja gar nicht so schlecht ein kleines Messgerät zur Kontrolle von Raumtemperatur und Luftfeuchte zu haben, zur Schimmelvermeidung z.B.. Welches Gerät soll ich verschenken?“

Hier werden ja keine Produkte oder Hersteller genannt, aber einige konkrete Hinweise, die helfen das richte Messgerät zu finden schon. Kreisen wir das Thema zunächst ein. Es soll hier von normalem Hausgebrauch und nicht von Sachverständigengutachten die Rede sein. D.h. die Geräte brauchen nicht kalibriert oder kalibrierbar zu sein. Sie benötigen auch keinen Datenlogger, Datenspeicher zur späteren Auswertung. Bei solcher Art einfachen Geräten bleibt in der Regel eine gewisse Ungenauigkeit. Mit der können wir im täglichen Gebrauch gut leben, denn wir leben ja nicht unter Laborbedingungen und betreiben keine Wissenschaft. Trotzdem sollten die Messungen schon richtig sein. Drei Grad Temperaturunterschied zur Wirklichkeit sind zu viel. Die Messung von 34 % oder 44 % Luftfeuchtigkeit ist auch zu ungenau. Dennoch treten solche Differenzen auf, wie das Foto zeigt.

Was wollen wir denn mit den gemessenen Daten tun? Zwei Beipiele:

In einer Souterainwohnung gab es immer wieder Probleme mit Schimmel. Als ich dorthin als Gutachter gerufen wurde, habe ich festgestellt, das die Waschmaschine praktischerweise in einem unbelüfteten Raum an der Hangseite, also Kellerseite, der Wohnung betrieben wurde. Die gewaschene Wäsche wurde anschließen im gleichen Raum zum Trocknen aufgehängt. Zwar blieb die Tür zum Flur, aber der Flur war auch nicht belüftet. Klar, dass es immer wieder zu Schimmelbildung kam. Um Mieterin und Vermieter nicht gegeneinander aufzubringen, hatte ich vorgeschlagen so ein schönes kleines Temperatur- und Feuchtemessgerät aufzustellen. Damit wurde allen Beteiligten gänzlich emotionslos klar, was zu tun war: entweder die Wäsche musste an anderer Stelle gewaschen und getrocknet werden, oder es musste eine mechanische Entlüftung nachgerüstet werden. Der Sinn des Messgerätes war hier, den Zusammenhang zwischen Wäsche waschen und trocknen und der Luftfeuchtigkeit aufzuzeigen.

Das zweite Beispiel: Wenn an bestimmten Ecken in der Wohnung oder im Keller immer wieder Schimmel entsteht (obwohl jetzt einmal keine Waschmaschine betrieben wird), spielt oft nicht nur die Lufttemperatur eine Rolle, sondern auch die Temperatur der Wandoberfläche. Die kann deutlich niedriger ausfallen, so dass hier die Taupunkttemperatur erreicht wird und die Wand feucht wird usw.. Um zu messen, ist Gerät nötig, dass die Temperatur der Wandöberfläche messen kann. Im Bild ist es das dunkelgrüne Gerät rechts mit dem Griff. Sie sind schon etwas teurer und man braucht sie eigentlich selten.

Was sollte ein Thermo-Hygrometer können? Aus der Beschreibung eines Gerätes des Baumarktes unseres Vertrauens zum Preis von unter 20,- €:

„Das Digitale Thermo-Hygrometer ist ideal zur Überwachung von Temperatur und Luftfeuchtigkeit in Wohnräumen. Über ein Balkendiagramm sehen Sie permanent den Luftfeuchtigkeitsverlauf der letzten 12 Stunden mit farbigen Komfortzonen. Dazu können die Höchst- und Tiefstwerte und der Taupunkt angezeigt werden. Außerdem verfügt das Thermo-Hygrometer von TFA über eine Alarmfunktion bei Schimmelgefahr und einem einstellbaren Luftfeuchtigkeitsalarm mit Ober- und Untergrenze.“

Text: altbau plus e.V.

 

Sind Silberfischchen schlimm?

Man muss ja nicht alles selber schreiben . Ich mag sie ja nicht, habe damit wohl nicht ganz recht. Zitat: „Vielmehr sind einzelne Silberfischchen kleine Putzhilfen, die Schimmel und Hausstaubmilben beseitigen.“ Das soll jetzt nicht heißen, dass ich mir die kleinen Urtierchen züchte… Lesen wir hier:

 

Baustoffe vs Innenraumklima

„Wann fördern, wann schaden Baustoffe einem guten, gesunden Innenraumklima?“

Das sollte eine der wichtigsten Fragen überhaupt sein beim Bauen. Die meisten kennen nicht einmal die Frage, obwohl sie sich ständig in Innenräumen aufhalten. Kennen Sie noch den Begriff „sick building syndrome“? Heute redet keiner mehr darüber. Dennoch ist das Thema aktueller denn je.

Es ist umfangreich und ich könnte mich jetzt hier in seinen Tiefen verlieren. Aber das lassen wir. Es soll hier auch nicht auf die besonderen Notwendigkeiten von Allergikern ein gegangen werden. Das ist ein wichtiges, eigenes Thema auf das wir noch kommen werden.

Platt gesagt entsteht gutes Innenraumklima, wenn keine Schadstoffe aus den, den Raum umfassenden Flächen ausdünsten, Gerüche reduziert werden und die Luftfeuchtigkeit im angenehmen Rahmen bleibt. Hierauf wollen wir uns konzentrieren.

Man sagt, Wände sollten atmen. Das tue ich auch regelmäßig. Aber naturlich ist das Unsinn. Oder haben Sie schon einmal eine ein- und ausatmende Wand gesehen? Bauteile atmen ebenso wenig wie eine „Goretex“-Jacke oder ein „Funktionsshirt“ aus Kunst(stoff)faser. Bei letztern geht es um die Durchlässigkeit von Wasserdampf. Dafür weisen die Stoffe und Beschichtungen kleinere oder größere Löcher auf. Was sie nicht können, ist Wasserdampf puffern, also speichern und wieder abgeben. Dazu braucht es Naturfasern, z.B. Wolle. Mit Baustoffen verhält es sich genauso.

Bauteile wie Außenwände, Dächer etc. sollen sicherlich winddicht sein. Es sollte weder von außen nach innen, noch von innen nach außen Luftbewegungen geben. Die heute überall geforderte „Luftdichtigkeit“ ist allerdings auch wieder Unsinn. Bauteile sollen nicht luftdicht wie eine Glasflasche oder wie eine Aluminiumfolie sein. Das lässt sich auch kaum herstellen. Es soll nur nicht durch das Bauteil, z.B. den Anschluss Fenster – Wand, ziehen. Gelüftet wird anders.

Kleiner Exkurs: Es gibt Bauteilaufbauten, die fordern eine relativ hohe Dampfdichtigkeit, damit es nicht in dem Bauteil zu Tauwasserausfall kommt un die Funktion und Dauerhaftigkeit des Schichtaufbaus beinträchtigt wird. Wir reden hier von mehr oder weniger starken Dampfbremsen, früher auch Dampfsperren. Auch das ist ein eigenes, durchaus auch kontrovers gehandhabtes, Thema für einen eigenen Beitrag.

Es ist gut, wenn die verwendeten Baustoffe (und damit die Bauteile) insofern „atmungsaktiv“ sind, als sie sorptionsfähig und kapillar leitfähig sind. Das deutet, dass sie Wasserdampf aufnehmen, speichern und in gleichem Maße wieder abgeben können. Gleichzeitig können sie Wasserdampf im Bauteil transportieren. Wir reden hier nicht von Feuchte, nicht von flüssigem Wasser im Bauteil. Analog würden wir von Luftfeuchte (Wasserdampf in der Luft), aber nicht von Regen (Wassertropfen in der Luft) reden.

Warum ist das gut? Weil so die Bauteile dauerhaft trocken bleiben, immer ungefähr Ausgleichsfeuchte aufweisen, nicht schimmeln oder von anderen Schädlingen befallen werden. Ein Holzbalken mit 20 % Holzfeuchte, ist ein langlebiger Holzbalken. Und weiter, weil manche Schadstoffe und Gerüche an Wasserdampfmolekülen angelagert sind. Wenn es einen Austausch zwischen  der Raumluft und den umfassenden Flächen gibt, z.B. Lehmputz, riecht die Luft einfach besser, als wären die Wände lackiert.

Fazit: Bauteile und ihre Baustoffe sollen möglichst stark Wasserdampf sorptionsfähig und kapillar leitfähig sein, um ein gutes Innenraumklima zu erreichen. Je weniger sie das sind, desto mehr müssen Ersatzmaßnahmen getroffen werden und – ich behaupte das einmal – desto aufwändiger werden sie in ihrer Konstruktion oder den technischen Maßnahmen wie Lüftungsanlagen.

Gehen Sie einmal in einen „Glaspalast“ oder einen „Betonbunker“ und lassen Sie das dortige Klima auf Sie wirken. Sie können auch in die Geschäftstelle von altbau plus e.V. kommen: Glasfassade und Betonwände. Dann besuchen Sie ein Jahrhundertwendehaus oder am besten ein Holzhaus mit Lehmputz. Ich werde Ihnen dann nicht mehr viel erklären brauchen.

Zum Schluss bleibt anzumerken, dass die Struktur und Haptik der Oberflächen, Licht und Akustik weitere entscheidende Faktoren für das Wohlfühlen in Innenräumen sind…

Quelle der Grafiken: http://altbau-faqs.de/wp-content/uploads/Eckermann-Ziegert-Lehmputz-Raumklima-1.pdf

 

Farbiger Lehmputz

Lehmputze sind gerade auch im Altbau besonders gut geeignet. Es gibt sie als Unterputz, Oberputz, Feinputz bis hin zu schleifbaren, gespachtelten Oberflächen. Hier wird die Frage beantwortet, warum Lehmputz auch farbig sein kann.


z.B. helle Pastelltöne durch farbige Lehme ohne Pigmente

Farbiger Lehmputz

 

Gesundes Bauen

Je nach Datenquelle haben wir in Deutschland etwa 25 – 35 % Allergiker mit deutlich steigender Tendenz. Davon sind besonders Kinder betroffen. Die Luft in Innenräumen von Büros, Schulen und Wohnungen ist tatsächlich meist schlechter als es die Grenzwerte für die Luftreinhaltung in den Städten erlauben. Dazu kommen Belastungen durch Elektrosmog, die wir ja zu gerne ausblenden.

Die Wahl der Baustoffe und daraus resultierender Baukonstruktionen hat einen nicht unerheblichen Einfluss auf das Innenraumklima und damit auf die Gesundheit der Bewohner.

Also beschäftigen sich die Altbau-FAQs auch mit diesem Thema. In jedem Beitrag steckt etwas davon – mehr oder weniger sichtbar. Es wird manchen Beitrag geben, der sich explizit mit dem gesunden Bauen und gutem Innenraumklima gefasst.