„Kann ich Solarenergie auch bei einem Jahrhundertwendehaus nutzen?“
Grundsätzlich ja. Die Antwort auf diese Frage gilt nicht nur für Jahrhundertwendehäuser, sondern im Prinzip für alle Altbauten, z.B. auch 30er-, 50er-, 60er- bis 70er-Jahre.
Es kommt dabei weniger auf das Alter der Häuser an, als – wie immer bei der Sonnenenergienutzung – auf die Himmelsrichtungen der Kollektorflächen, auf mögliche Verschattungen und den nötigen Platzbedarf für die Anlagenkomponenten an. In einigen Ortsteilen oder Gebäuden spielt auch der Denkmalschutz eine Rolle.
Während Photovoltaik-Systeme elektrischen Strom produzieren, dienen Sonnenkollektoren der thermischen Nutzung von Solarenenergie. Photovoltaik-Anlagen lassen sich in der Regel recht einfach installieren. Wenden Sie sich an einen Elektriker, Dachdecker oder reinen Solarspezialisten, um Ihr konkretes Projekt zu planen. Das ist längst Routine.
Für Sonnenwärme ist der Aufwand etwas größer, aber dennoch häufiger möglich als weithin angenommen. Schauen wir uns ein Beispiel an:
Es ist ein Jahrhundertwendehaus in einer Reihe von Häusern gleicher Bauzeit. Das Bild aus dem Januar diesen Jahres zeigt die sonnenbeschienene Seite des Blockinnenbereichs. Leider ist es das einzige Haus hier mit einer Solaranlage. Finden Sie es?
(Warum die Garagen im Vordergrund nicht begrünt sind, für eine besseres Kleinklima und damit besseren sommerlichen Wärmeschutz, bessere Regenrückhaltung etc., verstehe ich auch nicht. Es ist so nur häßlich anzusehen.)
Mit dem Ausbau des Dachgeschosses wurde die Form der Dachgaube so gewählt, dass innen der gewünschte Raum entstand und auf der Gaube die nötige Fläche für die Solaranlage, in diesem Fall drei Warmwasserkollektoren. Gleichzeitig wurde im Dachgeschoss Platz für die Heizung und den Wärmespeicher eingeplant. Da die Heizung erneuert werden musste und auch die Schornsteine nicht mehr zeitgemäß waren, erschien dies nahe liegend.
Die Solaranlage dient nun seit mehr als 15 Jahren der Warmwasserbereitung für einen vierköpfigen Haushalt. Da die Familie sparsam ist und in der Regel eine Jahreshälfte lang nicht nur die Raumheizung abschaltet, sondern auch die Zusatzheizung für die Warmwasserbereitung, erreicht der solare Deckungbeitrag bis zu 75 % der Jahresbilanz. Das bedeutet allerdings, dass auch im Sommer nicht immer alle Familienmitglieder jeden Tag duschen. Manchmal muss man sich absprechen. Wenn die Warmwasserbereitung nicht vollständig ausgeschaltet würde, wäre die solare Deckung hier etwa bei 60 – 65 %. Die genauen Deckungsbeiträge müssen für jeden Anwendungsfall individuell berechnet werden. Das Nutzerverhalten spielt in der anschließenden Realität immer eine große Rolle.
Die Solaranlage hier besteht aus drei Sonnenkollektoren, einem Warmwasserspeicher von 300 l, der Solarstation (Pumpe und Regelung) und dem Anschluss an die Heizung. Wenn die Kollektorfläche größer gewählt werden kann, wird auch der Wärmespeicher größer dimensioniert.
Bei einer Speichergröße von 400 bis 600 l ist dann auch eine Anbindung an die Raumheizung möglich. Das hängt natürlich auch vom Gesamtsystem der Raumheizung ab. Je niedriger die Vorlauftemperaturen der Heizung, desto günstiger wird die Solarunterstützung. In unseren Fall wären 600 l = rd. 600 kg/m² Gewicht für die Deckenkonstruktion zu schwer.
Anfang der 1990er Jahre habe ich solche Anlagen in Keller von Jahrhundertwendehäusern gebaut mit recht großen Heizkörpern. Später wurden es dann Wandflächenheiungen – eleganter und effektiver. Vielleicht finde ich noch Dias von damals.