Heute keine Frage, sondern ein Bericht:
Vor einiger Zeit hatten wir über die Sanierung einer Altbaudecke berichtet. Dabei bestätigte auch eine der Pliesterlattendecken ihren allgemein zweifelhaften Ruhm, obwohl sie eigentlich gar nicht so schlecht sind. Darüber sei hier berichtet.
Der Aufbau der Decke des Hauses von 1904 war wie folgt von oben nach unten: Originaldielen auf den Deckenbalken; zwischen den Deckenbalken nichts, also Luft (nicht untypisch wäre hier auch ein Einschub aus Brettern mit Schlacke oder Lehm oder Dreck); Pliesterlatten, Kalkputz, diverse Anstriche (siehe o.g. Beitrag). Der Schallschutz hielt sich also in Grenzen.
Nun hatte irgend jemand einen Schlitz in den historischen Kalkputz gekratzt, um ein Elektrokabel einzulegen. Der Schlitz wurde mit Gips zugeschmiert. Das ist zwar viele Jahre gut gegangen, dennoch treten hier Spannungen auf. Die haben dazu geführt, dass sich Teile des Putzes auf die Dauer von den Pliesterlatten gelöst haben. Das wird sicher nicht der einzige Grund für das Lösen des Putzes gewesen sein, auch die Bewegungen der Decke über die Jahrzehnte trugen das ihre dazu bei.
Jetzt lag die Putzplatte auf dem Boden. Was tun? Es wurde überlegt, die Decke mit historischem (!) Kalk- oder mit Lehmputz zu flicken. Beides wäre „artgerecht“. Nach längerem Hin-und-her kam die komplette Plisterlattenkonstruktion mit Hilfe von ein wenig Gewalt runter. Dabei stellte sich heraus, dass die Decke gar nicht so schlecht war, wie sie schien. Lose war der Putz tatsächlich nur „in der Gegend“ des Stromkabels.
Hübsch war das nicht, Spaß hat es auch nicht gemacht.
Um möglichst nah an der Originalkonstruktion zu bleiben und gleichzeitig verlorene Zeit aufzuholen, wurden Holzlatten analog zu den Pliesterlatten an die Deckenbalken geschraubt, daran Gipskartonplatten. Deren Fugen wurden mit Systemgerechtem Spachtel geschlossen.
Dann folgte das Ausformen der ursprünglichen Hohlkehle zwischen Wand und Decke. Anschließend wurde die Decke vollflächig verspachtelt. Dazu wurde Lehmmörtel und Lehmspachtel verwendet, weil sich beides angenehm verarbeiten lässt.
Nun darf gefragt werden, warum nicht auf besseren Schallschutz geachtet wurde, z.B. durch das Einlegen einer Dämmung (Flachs, Hanf, Holzfaser) und durch Abhänger zwischen den Konstruktionslatten und den Deckenbalken. Einen technisch, sachlichen Grund gibt es tatsächlich. Eine Entkopplung der Gipskartonplatten von den Deckenplatten macht nur dann Sinn, wenn sie keine Verbindung zu den Wänden haben, um die Schallübertragung in die Wände zu verhindern. Die ist hier durch die Hohlkehle aber recht gut.
Die Decke sieht wieder aus wie eine original Altbaudecke. In Bezug auf den Schallschutz hätte dennoch mehr getan werden können ohne spürbaren Mehraufwand, allerdings mit etwas mehr Geld für das Material. Es ist aufgefallen, dass die neue Gipskartondecke, in dieser Form, einen merkbar schlechteren Schallschutz aufweist, als die alte Pliesterlattendecke. Warum? Weil Letztere weicher, elastischer ist und inhomogener. Die Gipskartonplatten sind dafür stabiler und ungleich einfacher und schneller zu verarbeiten.
Hier hätte eine Lehmbauplatte, die aus Lehm, Schilf- und Flachsgewebe besteht, also eine Trockenbauplatte, die aus einem weichem Mörtel, Schilfrohr und als Deckschicht besteht, deutlich bessere Schalldämmwerte gebracht. Diese Platte hat sich auch in Trockenbauwänden bestens bewährt. Sie kommt mit einer Lage aus, wo Gipskarton doppelte Beplankung braucht. So ist ihr Einsatz auch wirtschaftlich vergleichbar. Warum das in unserem Beispiel nicht so gemacht wurde? Nun, nach einigen Wochen täglicher Feierabendarbeit inkklusive Überraschungen gibt es dann noch andere Gründe als bautechnische…
Mit mehr Zeit hätten auch Schilfrohrplatten an der Holzlattung angebracht werden können. Die wären dann wieder mit historischem Kalkputz oder mit Lehmputz verputzt worden. Der Aufbau der o.g. Lehmbauplatte entspricht dem in etwa.